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01.10.2012

Wie profitieren Unternehmen davon?


Dieser Text ist vom 01.10.2012 und könnte inhaltlich veraltet sein.
Was haben wir von Europa? Diese Frage stellen Unternehmen häufig im Zusammenhang mit Erwartungen an die finanziellen Fördermöglichkeiten der Europäischen Union. Tatsächlich sieht der EU-Haushalt für die aktuelle Förderperiode von 2007 bis 2013 insgesamt 975 Milliarden Euro für Förderprogramme vor. Da sollte es doch ein Leichtes sein, an das Brüsseler Geld zu kommen. Aber ganz so einfach ist es nicht, denn ein erfolgversprechender Antrag setzt neben einer guten Vorbereitung auch Kenntnisse der EU-Antragsphilosophie und – je nach Programm – auch Erfahrungen im internationalen Projektmanagement voraus.
 
Anträge zu erstellen kostet Zeit und Geld. Daher sollten entsprechende Entscheidungen immer von der Unternehmensleitung ausgehen und die benötigten Personalkapazitäten frühzeitig eingeplant werden.

WEGE ZUR EU-FÖRDERUNG
Die europäische Förderpolitik vollzieht sich auf zwei Wegen: Mehr als drei Viertel des EU-Haushalts wird zur Verringerung des Strukturgefälles zwischen den einzelnen Regionen Europas und zur Förderung einer ausgewogenen räumlichen Entwicklung in Form von Strukturfonds und Agrarbeihilfen eingesetzt. Die Mittel werden den nationalen und regionalen Behörden und deren Einrichtungen wie beispielsweise der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und der Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB) zugewiesen. Diese informieren und beraten Unternehmen über Fördermöglichkeiten und nehmen Förderanträge entgegen. Gut 20 Prozent der Haushaltsmittel fließen in Programme, die zentral in Brüssel verwaltet werden. Für die einzelnen Programme sind Anträge direkt bei der EU-Kommission oder bei speziell eingerichteten Exekutivagenturen einzureichen. Aus Kapazitätsgründen wird Antragstellern dort üblicherweise keine umfangreiche Beratung angeboten. Interessierten Unternehmen stehen alternativ die Partner des Enterprise Europe Network zur Verfügung. Für rheinland-pfälzische Unternehmen ist die EIC Trier GmbH als regionale Informations- und Kontaktstelle der kompetente Ansprechpartner.

BERATUNG IN ANSPRUCH NEHMEN
Unternehmen sollten ein kostenfreies Informationsgespräch mit dem EIC vereinbaren, denn die wichtigste Voraussetzung für einen genehmigten Projektantrag sind gute und präzise definierte Inhalte. Vor allem bei begrenzten Budgets für einzelne Förderlinien steht der eigene Antrag häufig in Wettbewerb mit Anträgen aus anderen Ländern.

Fördermöglichkeiten gibt es für fast alle Themenbereiche. Um die Auswahl der in Frage kommenden Programme möglichst effizient zu gestalten, empfiehlt es sich, vor dem Beratungsgespräch eine Projektskizze einzureichen, die bereits Eckdaten wie geplantes Budget, innovative Aspekte des geplanten Vorhabens oder Know-how der vorgesehenen Projektpartner enthält.

Die Inhalte einer Ausschreibung legt die EU vorab fest und veröffentlicht diese in so genannten Arbeitsprogrammen. Das eigene Vorhaben muss sich mit diesen Vorgaben decken. In anderen Bereichen, zum Beispiel bei Austauschprogrammen zwischen Industrie und Forschungseinrichtungen, können die Projektinhalte von den Antragstellern wiederum weitgehend selbst definiert werden. Unternehmen können sich sogar beteiligen, wenn sie nicht primäre Zielgruppe sind, beispielsweise an Programmen aus den Bereichen der Öffentlichen Gesundheit oder dem Kultur- und Jugendbereich. Wichtig neben den inhaltlichen sind auch die formalen Kriterien, die dem Leitfaden für Antragsteller entnommen werden können. Es ist ratsam, sich streng an diese Vorgaben zu halten – die Gutachter achten sehr darauf und sortieren auch bessere Anträge aus, wenn die administrativen Vorgaben nicht eingehalten werden.   

EU-PROGRAMME FÜR LANGFRISTIGE STRATEGIE NUTZEN
EU-Programme eignen sich insbesondere für langfristige Projekte. Für die Vorbereitung und Einreichung eines Förderantrags sind grundsätzlich zeitliche und finanzielle Ressourcen einzuplanen. Sind diese Hürden jedoch genommen, können erfolgreiche Antragsteller häufig mit Zuschüssen von bis zu 50 Prozent ihrer Projektkosten rechnen. Bei kleinen und mittleren Unternehmen kann die Förderquote beispielsweise bei Forschungs- und Entwicklungsvorhaben bis zu 75 Prozent betragen. Managementseminare für europäische Geschäftsführer, die sich für den japanischen Markt qualifizieren möchten, können sogar komplett gefördert werden.

Viele EU-Programme sehen neben einer Vorfinanzierung je nach Projektdauer eine oder mehrere Zwischenzahlungen vor, um den Zuwendungsempfängern einen zügigen Projektstart zu ermöglichen und ihnen auch während der Projektabwicklung ausreichende finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen.

WAS MACHT EIN EUROPÄISCHES PROJEKT AUS?
Um einen Antrag effizient zu planen, sollten die verschiedenen Anforderungen und Voraussetzungen bekannt sein, die Brüssel an ein förderfähiges Vorhaben stellt. So darf die EU-Kommission Projekte, die nur nationale oder regionale Bedeutung haben, nicht fördern. Projektvorschläge weisen also erst dann eine EU-Dimension auf, wenn mehrere Partner aus verschiedenen Ländern zusammenarbeiten. Dabei durchschauen die Gutachter schnell, ob es sich bei einem Projektpartner nur um den „Quotenpartner aus Malta“ handelt, oder ob sich die geforderte kritische Masse an Know-how und Expertise unter den Projektpartnern zusammengefunden hat.

Die Chance auf Förderung steigt, wenn glaubhaft dargestellt wird, dass durch das Projekt ein europäischer Mehrwert erzielt wird, indem es beispielsweise zur Entwicklung beziehungsweise Stärkung der europäischen Identität beiträgt oder mehrere EU-Staaten vom Projektergebnis profitieren. Hierbei handelt es sich nicht um eng vordefinierte Kriterien. Es ist also ein gewisser Interpretationsspielraum gegeben, den Unternehmen bei der Antragstellung nutzen sollten. Wie und nach welchen Kriterien Anträge begutachtet werden, ist alles andere als ein Geheimnis. Die Handbücher mit den Bewertungskriterien, die so genannten „Evaluation Guidelines“, sind meistens Teil der Antragsunterlagen und geben wichtige Hinweise zur Formulierung des eigenen Antrags.

Die Kritik, EU-Projekte seien zu bürokratisch und unflexibel, ist sicherlich nicht vollkommen aus der Luft gegriffen. Insbesondere „Förderprogramm-Einsteiger“ können sich allerdings wichtige Erfahrungen und Kenntnisse im Projektmanagement durch Abarbeitung von Teilprojekten und einzelnen Arbeitspaketen aneignen, die zeitlich überschaubar und in der Antragsphase gut handhabbar sind. So können sich Unternehmen schrittweise mit den Anforderungen an EU-Projekte auseinandersetzen und diese interessante Finanzierungsmöglichkeit von Projekten stärker nutzen.  

INVESTITIONEN MIT HILFE DER EU FINANZIEREN
Neben den Förderprogrammen hat die Europäische Kommission auch verschiedene Instrumente für die kurz-, mittel- oder langfristige Finanzierung von Investitionsprojekten für Unternehmen aufgelegt. Diese Mittel werden von der Europäischen Investitionsbank und dem Europäischen Investitionsfonds über zwischengeschaltete nationale Finanzdienstleister wie Banken, Kreditanstalten oder Investmentfonds in Form von Bürgschaften, Darlehen und Kapital zur Verfügung gestellt und damit häufig gar nicht als Finanzierungsangebote europäischen Ursprungs wahrgenommen. Die Kontaktdaten der zwischengeschalteten Banken in Deutschland finden sich im Internet unter: www.eib.org/projects/topics/sme/intermediaries/europe.htm.

In Frage für Finanzierungen kommen dabei im Regelfall alle Wirtschaftsbereiche. Lediglich Projekte, die aus ökologischer und sozialer Sicht nicht akzeptabel oder ethisch und moralisch umstritten sind, sind von einer EU-Finanzierung ausgeschlossen. Sachinvestitionen und immaterielle Investitionen, die für die Entwicklung eines Unternehmens erforderlich sind, sind in der Regel förderfähig. Darunter fallen beispielsweise Bau- und Ausrüstungsinvestitionen, Aufwendungen für Forschung und Entwicklung, die Anmeldung oder der Erwerb von Patenten, der Aufbau oder die Übernahme von Vertriebsnetzen auf Binnen- oder Auslandsmärkten innerhalb der EU oder auch Unternehmensübertragungen.

Der Kauf von Grundstücken kann finanziert werden, wenn er für das Investitionsvorhaben von entscheidender Bedeutung ist. Der Erwerb von landwirtschaftlichen Nutzflächen ist jedoch grundsätzlich ausgeschlossen. Im Regelfall dürfen sich die Investitionskosten auf höchstens 25 Millionen Euro belaufen. Die Europäische Investitionsbank kann bis zu 100 Prozent des Investitionsvorhabens finanzieren, wobei der Höchstbetrag bei 12,5 Millionen Euro liegt.

Unternehmen sollten bei der Finanzierungsplanung ihrer Projekte die Fördermöglichkeiten der EU berücksichtigen und sich rechtzeitig beraten lassen.

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