Seit vier Jahren unterstützt das „Indonesien-Projekt“ der Industrie- und Handelskammer Trier erfolgreich das Gastgewerbe in der Region Trier. 55 junge Menschen aus Indonesien haben seitdem eine duale Ausbildung hier begonnen – sorgfältig vorbereitet und eng begleitet durch die IHK und ihre Partner.
Gezielte Vorbereitung vor der Einreise
Bereits 2019 entwickelte die IHK Trier gemeinsam mit der IHK Zentraljawa ein innovatives Konzept, um dem Fachkräftemangel im Hotel- und Gastgewerbe zu begegnen. Die Idee entstand im Rahmen einer langjährigen Bildungspartnerschaft mit indonesischen Kammern. Ziel war es, junge Talente gezielt auf eine Ausbildung in Deutschland vorzubereiten – sowohl sprachlich als auch interkulturell.
„Bevor die angehenden Auszubildenden nach Deutschland reisen, soll ihr Sprachniveau über die gesetzlichen Anforderungen zum Erhalt eines Visums hinausreichen und dem Niveau B2 entsprechen. Auch ihre Motivation und Eignung müssen sie unter Beweis stellen“, erklärt Hanna van de Braak, Koordinatorin des Projekts. Der Auswahlprozess umfasst Interviews, Tests und ein praxisorientiertes Training.
Vor Ort in Indonesien sorgt ein lokaler Koordinator dafür, dass die Qualitätsstandards eingehalten und die jungen Menschen passgenau mit Betrieben in Deutschland zusammengebracht werden. „Diese gründliche Vorbereitung stellt sicher, dass die jungen Menschen mit einer klaren Vorstellung in ihre Ausbildung starten“, sagt van de Braak.
Teamarbeit für Integration besonders wichtig
„Eine erfolgreiche Integration erfordert mehr als nur eine gute Ausbildung – sie braucht ein starkes Netzwerk“, erklärt van de Braak. Damit sich die Auszubildenden in der deutschen Gesellschaft zurechtfinden, setzt die IHK Trier auf eine enge Zusammenarbeit mit regionalen Partnern. Berufsbildende Schulen im gastgewerblichen Bereich, Integrationsbeauftragte oder Ausländerbehörden, Kommunen und Landkreise sowie bei Bedarf die Agentur für Arbeit spielen dabei eine Rolle.
Die regionalen Partner bieten zusätzliche (Sprach-)Förderung, Integrationsmaßnahmen, stehen für Fragen zur Verfügung und begleiten die jungen Menschen durch den Alltag in Deutschland. Die beteiligten Unternehmen unterstützen durch Mentoring-Programme und stehen den Auszubildenden auch bei außerbetrieblichen Fragen zur Seite.
Positive Erfahrungen der Unternehmen
Die 18 teilnehmenden Unternehmen in der Region Trier profitieren von dem Projekt, denn dadurch bekommen sie dringend benötigte Auszubildende. Viele Unternehmen berichten positiv über ihre neuen indonesischen Teammitglieder. Caroline Weis vom Hotel Weingut Weis in Mertesdorf: „Die Bewerberinnen und Bewerber sind sehr gut vorbereitet und haben eine tolle Einstellung zum Beruf. Sie sind immer gut gelaunt und wissensdurstig. Die Zusammenarbeit mit ihnen bereitet uns im ganzen Team sehr viel Freude.” Das Hotel ist bereits seit mehreren Jahren am Projekt beteiligt.
Marion Mangrich vom Landidyll Weinhotel Klostermühle sieht in der internationalen Kooperation einen Nutzen für die Zukunft: „Unsere indonesischen Auszubildenden möchten auch nach ihrer Ausbildung bei uns bleiben. So haben wir nicht nur engagierte Nachwuchskräfte gewonnen, sondern auch langfristig Fachkräfte ausgebildet.“ Denn: „Es wird immer schwieriger, in Deutschland Auszubildende zu finden. Das Indonesien-Projekt bietet uns eine Lösung.“
Die beteiligten Unternehmen übernehmen die Kosten für die Vorbereitung in Indonesien und investieren insbesondere in der Anfangsphase viel Zeit, um beim Start in die Ausbildung zu helfen. Seit 2023 unterstützt die Nikolaus-Koch-Stiftung die IHK Trier bei der Finanzierung von Maßnahmen, die der Umsetzung des Projekts und der Integration der Auszubildenden dienen.
Herausforderungen: Von Sprache bis Mobilität
Das Projekt eröffnet den jungen Menschen aus Indonesien eine Perspektive. In ihrem Heimatland sind die Chancen auf eine qualifizierte Beschäftigung oft begrenzt – hohe Jugendarbeitslosigkeit und Armut prägen die Lage. Viele Teilnehmende sehen daher langfristig ihre Zukunft im Ausland.
Der Weg in eine Ausbildung in Deutschland ist jedoch mit Herausforderungen verbunden. Dazu zählen weite Wege in ländlichen Regionen, hohe Lebenshaltungskosten – insbesondere für Wohnen und Mobilität – sowie bürokratische Hürden im Zusammenhang mit Visa- und Einreiseverfahren. Auch sprachliche Barrieren und das ungewohnte Klima stellen eine Umstellung dar.
Mit gezielter Unterstützung – etwa durch die Wohnraumvermittlung seitens der Betriebe, regionale Netzwerke und die enge Betreuung durch die IHK – können viele dieser Hindernisse jedoch erfolgreich bewältigt werden. „Zu den größten Herausforderungen für die indonesischen Teilnehmenden zählen die Sprache, insbesondere regionale Dialekte, das kalte Wetter in Deutschland sowie die schlechten Anbindungen an den öffentlichen Nahverkehr in ländlichen Regionen“, weiß van de Braak. „Trotz dieser Herausforderungen berichten die Auszubildenden immer wieder positiv von ihren Erfahrungen. Sie erzählen von netten Kollegen, gutem Arbeitsklima und der großen Unterstützung in den Betrieben. In ihrer Freizeit sind viele Azubis sehr neugierig auf Europa und haben bereits zahlreiche Städte bereist.“
Ausbildung mit Perspektive – jetzt mitmachen
Neben der beruflichen Entwicklung spielt der kulturelle Austausch eine wichtige Rolle sowohl für die Zugewanderten als auch für die rheinland-pfälzischen Unternehmen: Die indonesischen Auszubildenden bringen Vielfalt, neue Perspektiven und kulinarische Inspiration in die Betriebe. Diese gelebte Internationalität bereichert nicht nur das jeweilige Hotel oder Restaurant, sondern die gesamte Region.
Drei Jahrgänge mit insgesamt 55 indonesischen Auszubildenden haben bereits ihre Ausbildung in Deutschland begonnen, der vierte Jahrgang mit etwa 25 Auszubildenden steht in den Startlöchern. Das Projekt wird kontinuierlich ausgebaut und dient als Vorbild, um künftig weitere Initiativen – sowohl mit anderen Ländern als auch in anderen Branchen umzusetzen.
Auch im kommenden Jahr sollen wieder junge Menschen aus Indonesien für eine gastgewerbliche Ausbildung in der Region gewonnen werden. Unternehmen, die Interesse an einer Beteiligung am Indonesien-Projekt oder an ähnlichen Formaten haben, können sich gerne an die IHK Trier wenden.
Autor
Larson Arend