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01.01.2007

Vegetarisch auf Erfolgskurs


Dieser Text ist vom 01.01.2007 und könnte inhaltlich veraltet sein.

Zutaten für den Holkenbrink-Preisträger: Biogemüse, Vorausfabrik und viel Querdenken

Die Tofutown.com GmbH hat seit 2001 ihren Standort im Industrie- und Gewerbepark (IGP) Wiesbaum bei Hillesheim. Mit vegetarischen Convenience-Linien, Tofugerichten und dem Slogan „Listen to your heart“ ist ein international expandierender Markt erschlossen. Für Innovation, Ideenreichtum und Unternehmergeist wurde der führende Anbieter im Naturkostmarkt nun ausgezeichnet.

Die Umgebung lässt nicht unbedingt auf Alternatives oder gar auf vegetarische Lebenshaltung schließen, im Gegenteil: Die sattgrünen Wiesen rund um den IGP zeugen von traditioneller Viehhaltung und somit von ebenso traditioneller Eifeler Liebe zum großen Steak. Dennoch oder womöglich deswegen hat sich aus dem Vorlauf in einem zu alt gewordenen Euskirchener Molkereigebäude genau hierhin ein Betrieb verlagert, der so gar nichts mit herkömmlicher Fleischeslust zu tun hat. Die Tofutown.com GmbH mit Geschäftsführer Bernd Drosihn versteht sich als Pionier und Innovationsführer bei rein pflanzlichen Bio-Produkten. Nach den Richtlinien des biologischen Landbaus erzeugtes Gemüse, Weizen und Sojabohnen werden zu Convenience-Gerichten, Tofuprodukten, Soja- und Reisdrinks sowie Sojasahne gänzlich ohne tierische Zutaten verarbeitet. Der Start der Firma war bereits 1988 unter dem Namen Viana Naturkost GmbH in Köln-Nippes. Kreative Querdenker wie der Musiker und heutige Geschäftsführer Bernd Drosihn hatten sich die Tofuherstellung selbst in der Methode learning by doing beigebracht und arbeiteten als so genanntes Tofu-Kollektiv. Der Gang alles Irdischen machte auch vor dem quirligen Szene-Team nicht halt, es wurde eine „richtige kleine Firma mit echt studierten Lebensmittelspezialisten und studierten Kaufleuten“ daraus, wie Drosihn schildert. Als Ende der 1990er Jahre klar war, dass der bis dato gültige Standort in Euskirchen nicht erweiterbar war, machte er sich in einem Umkreis von einer halben Stunde Fahrtzeit auf die Suche nach einem neuen.

Aus der halben Stunde wurde etwas mehr, doch mit dem damaligen Hillesheimer Verbandsgemeindebürgermeister Alfred Pitzen fand er 1999 den idealen Geschäftspartner und mit dem naturnahen IGP die ideale Lage: „Wir sind sofort klar gekommen, sozusagen ein Mann ein Wort, es war im Gegensatz zum bis dahin gewohnten Umgang mit Behörden wohltuend unbürokratisch. Zudem bekamen wir auch noch viel Unterstützung vom gesamten Kreis Daun und der Kreissparkasse.“ Es entstand eine maßgeschneiderte Vorausfabrik, die mittlerweile in eigener Investitionsleistung der Tofutown.com GmbH im Jahr 2005 um einen Anbau erweitert wurde. Die Vorausfabrik insgesamt habe das Unternehmen stark entlastet, etwa beim Baumanagement, für das im eigenen Team das entsprechende Know-how fehle.

MULTIKULTI DER ÜBERZEUGUNGEN
Von den ursprünglichen Mitarbeitern am Euskirchener Standort sind nur eine knappe Handvoll dem Unternehmen nach dem Umzug in die Vulkaneifel treu geblieben, alle anderen der rund 40-köpfigen Belegschaft stammen nun aus der Umgebung. „Auch das hat sich für uns als Vorteil erwiesen, denn hier sind die Mitarbeiter spürbar flexibler und motivierter“, freut sich Drosihn über engagierte Tofuköche und –köchinnen, vom Ernährungswissenschaftler bis zur angelernten Kraft. Die Entwicklung und Kreation neuer Produkte erfolgt im Haus, daher sind „Überzeugungstäter“ gefragt, aber nicht nur: „Bei uns arbeiten Vegetarier, Tierschützer oder Veganer ebenso wie Menschen mit ganz normalen Essgewohnheiten. Es ist bei uns nicht Ausschlag gebend, ob sich jemand über seine Ernährung definiert oder nicht.“ Tofutownies seien Menschen wie du und ich, heißt es auf der Website. Die Philosophie des Unternehmens ist kein erhobener Zeigefinger, sondern schlicht das zu produzieren, was gern gegessen wird. „Es geht uns darum, mit super leckeren Produkten zu überzeugen. Wir wollen niemanden überreden, niemanden nerven und vor allem wollen wir niemanden einteilen – diese steifen Vorstellungen und bürokratischen Schubladen, ob jemand ‚ovolacto’ oder was auch immer ist, finden wir nicht gut und nicht hilfreich.“
Rund 60 verschiedene Produkte umfasst die aktuelle Palette: vom geräucherten Tofu als Grundlage für selbst gekochte Gerichte über fertig gewürzte vegetarische Hacksteaks bis zum Brotaufstrich oder zum Snack für unterwegs. Etwa dreißig Prozent gehen in den Export in alle EU-Länder, nach Kanada und in die USA, nach Japan und Hongkong. Insgesamt dreißig Prozent werden als Private Labels für Marken anderer Firmen hergestellt. Das Gros wird unter den drei eigenen Marken Viana, VeggieLife und Soyatoo! an Bioläden und auch an Supermarktketten mit Bio-Angebot geliefert. „In Deutschland wird spürbar, dass die gesundheitsorientierte Klientel mittlerweile zumeist die Generation fünfzig plus ausmacht, doch mit den Convenience-Produkten erreichen wir auch die jüngeren Menschen gut.“ Die Konkurrenz sei groß, beschreibt Drosihn den Markt für vegetarische Biolebensmittel, aber dank der raffinierten und vielfältigen Rezepte in der Herstellung, mit denen die Tofutown-Erzeugnisse ein waschechtes Alleinstellungsmerkmal haben, seien Nachahmerprodukte so gut wie nicht möglich. Rezepte, wie man die Nahrungsmittel in der eigenen Küche delikat verwenden kann, stellt Tofutown.com ins Internet.

WIN-WIN FÜR FIRMA UND REGION
Die Begeisterung der Tofutownies für ihren Standort und die Begeisterung der regionalen Wirtschaftsvertreter für die Tofutown.com beruht auf Gegenseitigkeit. Dabei ist die Qualität der Produkte und die erfolgreiche Innovationsfreude des Unternehmens für die Jury des an mittelständische Betriebe aus der Region Trier gewandten Holkenbrink-Preises Ausschlag gebend für die Auszeichnung des Jahres 2006: „Die Kreativabteilung im Unternehmen ist nicht zu stoppen und arbeitet Tag und Nacht an neuen Produkten und neuen Vermarktungskonzepten“, hob der zur Preisverleihung amtierende IHK-Präsident Wolfgang Natus in seiner Laudatio hervor. Das konsequente Qualitäts- und Ökocontrolling, die äußerst strengen Hygienestandards und die nach wie vor teils handwerkliche Produktion nannte er als Erfolgskriterien und das daraus resultierende Wachstum registrierte er mit „Hochachtung für diese großartige Leistung“. Innovationskraft, wie sie Tofutown.com präsentiere, seien unverzichtbar, um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können.
Umgekehrt inspiriert fühlt sich Drosihn mit seinen Mitarbeitern von der „umwerfenden Natur“ direkt vor der Haustür, die dem ökologischen Leitmotiv des Unternehmens bestens entspricht: „Unsere Produkte und natürlich unsere Mitarbeiter genießen die Stille und die starke Intensität des Ortes. Dadurch können wir auch unseren Kunden echte Besonderheiten anbieten.“ Doch nicht nur Ruhe und Natur (beinahe) pur sind stimmig – die logistische Anbindung sei mit zentraler Lage in Europa und schneller Verbindung in die nordrhein-westfälischen Ballungsgebiete gut, und obwohl es bislang kaum Vernetzung mit anderen Unternehmen der Region gibt, ist Drosihn auch mit dem unternehmerischen Klima der Vulkaneifel sehr zufrieden: „Hier in der Eifel ist es gut für Individualisten. Es gibt viele ‚hidden champions’, und gerade diese gewisse Zurückhaltung der Vulkaneifeler macht die Firmen sympathisch und gibt ihnen zugleich viel Bewegungsfreiheit.“
Angelika Koch

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