15.11.2003
Über die Pferdezucht zur Ferienpension
Dieser Text ist vom 15.11.2003 und könnte inhaltlich veraltet sein.
Landwirtschaftliches Gehöft mausert sich zum Turnierstandort
Pferdezucht, Turniersport, Reiterferien - die Leistungen,
die der Keller Fronhof anbietet, umfassen die gesamte Palette
dessen, was ein Gestüt ausmacht. Ein komplexer Betrieb, der in
nur 20 Jahren aus einem rein landwirtschaftlichen Gehöft
gewachsen ist. Eine Wandlung, zu der Inhaberin Elisabeth Marx
entscheidend mit beigetragen hat.
Es war schon ein mutiger Schritt, den Elisabeth und Rudolf Marx, die heutigen Inhaber des Gestüts Fronhof, 1983 wagten. Dass ihr Vorhaben nicht ohne Risiko war, zeigt sich am eindringlichsten an der Reaktion ihres Umfeldes. „Die Leute haben uns für verrückt erklärt“, erinnert sich die 43-Jährige. Die Idee, in einer ländlich geprägten Gemeinde wie Kell mit Pferden sein Geld verdienen zu wollen, erschien damals eher aussichtslos. Die wenig motivierende Prognose tendierte daher in Richtung „die gehen baden“. Doch es kam anders. Denn das Gestüt machte sich in den folgenden zwei Jahrzehnten nicht nur mit Pferdezucht und Turniersport einen Namen, sondern ebenso mit Reiterferien.
REITERFERIEN WICHTIGES STANDBEIN
„Die Ferienfreizeit ist ein wichtiges Standbein für unseren Betrieb“, stellt Elisabeth Marx fest. Die Palette reicht von Kinder- und Jugendpension, Schul- oder Klassenfahrten über Familienurlaub bis zur Wanderreiterstation. Ein beachtliches Angebot. Zumal die ursprüngliche Idee, einen Zuchtbetrieb und eine Reitschule aufzubauen, diese Möglichkeiten gar nicht mit einschloss. Doch kam der inzwischen so wesentliche Geschäftszweig gleich im ersten Jahr spontan hinzu. Angeregt durch Feriengäste, die mit ihren Kindern immer zum Ponyreiten kamen, wenn sie im Ferienpark Kell Urlaub machten. „Aus diesem einen Kind ist das entstanden und dann haben wir gleich 16 gehabt“, wundert sich die Unternehmerin manchmal noch heute. Dabei spielte sie selbst bei dieser Entwicklung eine nicht unerhebliche Rolle: „Das lag mir, mit den Kindern umzugehen.“ Die heutigen Ferienkinder kommen aus dem gesamten Bundesgebiet sowie Benelux und Frankreich. Sogar aus den Vereinigten Staaten schicken Eltern ihre Sprösslinge nach Kell in Urlaub, damit diese dort Deutsch lernen können. Teilweise sind es 40 Kinder und Jugendliche, die gleichzeitig auf dem Gestüt Ferien machen. Zum Schlafen können allerdings immer nur höchstens 30 in den zehn Zimmern nebst Küche und Aufenthaltsräumen bleiben. Die anderen sind Tageskinder, die morgens gebracht und abends abgeholt werden. Für die Geschäftsfrau gehört es daher einfach dazu, dass in der Ferienzeit immer „volles Haus“ ist. Weshalb sie „für den Schreibkram“ in der Regel nur nebenbei, meist nachts, Zeit findet. Lediglich in den Monaten November bis März, wenn die Pension geschlossen ist, kehrt üblicherweise etwas Ruhe auf dem Gestüt ein. Die Reitschüler hingegen kommen ganzjährig regelmäßig ein- oder mehrmals die Woche. Überwiegend aus der Umgebung, aus Trier oder dem Saarland.
ERFOLGREICH AUF GRÖßEREN CHAMPIONATEN
Die Präsenz des Gestüts beim Turniersport, bei dem der Fronhof seit zehn Jahren mit einem eigenen Reit- und Springturnier mit mischt, hat Elisabeth Marx zu einem erheblichen Teil Sohn Manuel zu verdanken. Der 21-Jährige, der den sportlichen Bereich ausbauen will, reitet im Kader für Rheinland-Pfalz. Und das in der S-Klasse, der höchsten. Im Sommer konnte er sich für Rheinland-Pfalz bei den Deutschen Jugendmeisterschaften unter den ersten zehn von 60 Teilnehmern platzieren. Seine Erfolge erzielt der ausgebildete Pferdewirt mit Pferden aus der Zucht seines Vaters. Rasse Deutsches Warmblut. „ Wir sind sehr erfolgreich mit Hengsten aus eigener Zucht“, bilanziert die 43-Jährige angesichts der Ergebnisse auf größeren Championaten auf Bundesebene. Die Siegerschleifen zieren inzwischen ganze Wände. Für das Renommee des Gestüts sprechen neben den Siegerhengsten der jährlichen Hauptkürungen in Zweibrücken die Staatsprämienstuten des Fronhofs. Zu den Champions im Stall zählen Hengst „Amageddon“, Sieger 2000, und Stute „Chantalle“, 2001.
Insgesamt haben auf dem Fronhof 70 bis 80 Pferde ihr Zuhause. Darunter eigene Zuchtstuten, Fohlen oder fertige Turnierpferde ebenso wie die Pensionstiere. Für die Betreuung trägt neben den drei Familienmitgliedern ein fest angestellter Pferdewirt Sorge. In der Saison helfen zusätzlich Aushilfskräfte, zu denen neben Studenten auch die Schwiegermutter der Hausherrin zählt. Da liegt es auf der Hand, dass für die Eigentümer der „ Einsatz rund um die Uhr“ Normalität ist. Und das zwölf Monate im Jahr. Denn Urlaub wäre nach Ansicht der Unternehmerin schon allein wegen der Tiere ein Problem. Wie ist das alles dennoch zu schaffen? „Man muss es gern machen, man muss es mit Liebe machen - sonst kann man das nicht.“
VOM LANDWIRTSCHAFTLICHEN GEHÖFT ZUM RENOMMIERTEN GESTÜT
Die Anfänge des früheren landwirtschaftlichen Betriebs sind heute Geschichte. Als die Eltern von Elisabeth Marx 1965 von Kell hierher aussiedelten, waren sie rundum die einzigen Siedler. Denn das Feriendorf entstand erst Ende der sechziger, der an das Gestüt angrenzende See zu Beginn der siebziger Jahre. Einen ersten Schritt in Richtung Tourismus hatte schon der Vater gemacht, als er 1973 direkt neben seinem Gehöft eine Bauernstube eröffnete. Auch Pferde gab es schon auf dem Hof. Allerdings nur als eigenes Hobby. Es lag daher nahe, dass sich Tochter und Schwiegersohn überlegten, wie sie sich die veränderte Infrastruktur am Keller See zu Nutzen machen könnten. Mit ausschlaggebend war, dass beide Pferde liebten und der, aus Schillingen stammende, Ehemann damals bei Turnieren ritt. Daher bauten sie den landwirtschaftlichen Betrieb zu einem Gestüt aus. Nahezu jedes Gebäude wurde mit der Zeit neu erstellt. Den Anfang hatten sie mit einer neuen Reithalle gemacht: „Weil wir damit ja Geld verdienen mussten.“ Seit September dieses Jahres ist eine zweite Halle, eine Investition von rund 350 000 €, im Bau. Diese wird vor allem bei schlechter Witterung genutzt werden, ansonsten stehen drei Reitplätze zur Verfügung. Unabhängig von der neuen Halle sind Bauprojekte auf dem Gestüt an der Tagesordnung. Bisher hätten sie noch jedes Jahr irgendetwas gebaut, überlegt die Geschäftsfrau. Aber immer schön nach und nach: „Wir haben mit Null angefangen und so gebaut wie wir Geld hatten.“
Ursula Schmieder
Es war schon ein mutiger Schritt, den Elisabeth und Rudolf Marx, die heutigen Inhaber des Gestüts Fronhof, 1983 wagten. Dass ihr Vorhaben nicht ohne Risiko war, zeigt sich am eindringlichsten an der Reaktion ihres Umfeldes. „Die Leute haben uns für verrückt erklärt“, erinnert sich die 43-Jährige. Die Idee, in einer ländlich geprägten Gemeinde wie Kell mit Pferden sein Geld verdienen zu wollen, erschien damals eher aussichtslos. Die wenig motivierende Prognose tendierte daher in Richtung „die gehen baden“. Doch es kam anders. Denn das Gestüt machte sich in den folgenden zwei Jahrzehnten nicht nur mit Pferdezucht und Turniersport einen Namen, sondern ebenso mit Reiterferien.
REITERFERIEN WICHTIGES STANDBEIN
„Die Ferienfreizeit ist ein wichtiges Standbein für unseren Betrieb“, stellt Elisabeth Marx fest. Die Palette reicht von Kinder- und Jugendpension, Schul- oder Klassenfahrten über Familienurlaub bis zur Wanderreiterstation. Ein beachtliches Angebot. Zumal die ursprüngliche Idee, einen Zuchtbetrieb und eine Reitschule aufzubauen, diese Möglichkeiten gar nicht mit einschloss. Doch kam der inzwischen so wesentliche Geschäftszweig gleich im ersten Jahr spontan hinzu. Angeregt durch Feriengäste, die mit ihren Kindern immer zum Ponyreiten kamen, wenn sie im Ferienpark Kell Urlaub machten. „Aus diesem einen Kind ist das entstanden und dann haben wir gleich 16 gehabt“, wundert sich die Unternehmerin manchmal noch heute. Dabei spielte sie selbst bei dieser Entwicklung eine nicht unerhebliche Rolle: „Das lag mir, mit den Kindern umzugehen.“ Die heutigen Ferienkinder kommen aus dem gesamten Bundesgebiet sowie Benelux und Frankreich. Sogar aus den Vereinigten Staaten schicken Eltern ihre Sprösslinge nach Kell in Urlaub, damit diese dort Deutsch lernen können. Teilweise sind es 40 Kinder und Jugendliche, die gleichzeitig auf dem Gestüt Ferien machen. Zum Schlafen können allerdings immer nur höchstens 30 in den zehn Zimmern nebst Küche und Aufenthaltsräumen bleiben. Die anderen sind Tageskinder, die morgens gebracht und abends abgeholt werden. Für die Geschäftsfrau gehört es daher einfach dazu, dass in der Ferienzeit immer „volles Haus“ ist. Weshalb sie „für den Schreibkram“ in der Regel nur nebenbei, meist nachts, Zeit findet. Lediglich in den Monaten November bis März, wenn die Pension geschlossen ist, kehrt üblicherweise etwas Ruhe auf dem Gestüt ein. Die Reitschüler hingegen kommen ganzjährig regelmäßig ein- oder mehrmals die Woche. Überwiegend aus der Umgebung, aus Trier oder dem Saarland.
ERFOLGREICH AUF GRÖßEREN CHAMPIONATEN
Die Präsenz des Gestüts beim Turniersport, bei dem der Fronhof seit zehn Jahren mit einem eigenen Reit- und Springturnier mit mischt, hat Elisabeth Marx zu einem erheblichen Teil Sohn Manuel zu verdanken. Der 21-Jährige, der den sportlichen Bereich ausbauen will, reitet im Kader für Rheinland-Pfalz. Und das in der S-Klasse, der höchsten. Im Sommer konnte er sich für Rheinland-Pfalz bei den Deutschen Jugendmeisterschaften unter den ersten zehn von 60 Teilnehmern platzieren. Seine Erfolge erzielt der ausgebildete Pferdewirt mit Pferden aus der Zucht seines Vaters. Rasse Deutsches Warmblut. „ Wir sind sehr erfolgreich mit Hengsten aus eigener Zucht“, bilanziert die 43-Jährige angesichts der Ergebnisse auf größeren Championaten auf Bundesebene. Die Siegerschleifen zieren inzwischen ganze Wände. Für das Renommee des Gestüts sprechen neben den Siegerhengsten der jährlichen Hauptkürungen in Zweibrücken die Staatsprämienstuten des Fronhofs. Zu den Champions im Stall zählen Hengst „Amageddon“, Sieger 2000, und Stute „Chantalle“, 2001.
Insgesamt haben auf dem Fronhof 70 bis 80 Pferde ihr Zuhause. Darunter eigene Zuchtstuten, Fohlen oder fertige Turnierpferde ebenso wie die Pensionstiere. Für die Betreuung trägt neben den drei Familienmitgliedern ein fest angestellter Pferdewirt Sorge. In der Saison helfen zusätzlich Aushilfskräfte, zu denen neben Studenten auch die Schwiegermutter der Hausherrin zählt. Da liegt es auf der Hand, dass für die Eigentümer der „ Einsatz rund um die Uhr“ Normalität ist. Und das zwölf Monate im Jahr. Denn Urlaub wäre nach Ansicht der Unternehmerin schon allein wegen der Tiere ein Problem. Wie ist das alles dennoch zu schaffen? „Man muss es gern machen, man muss es mit Liebe machen - sonst kann man das nicht.“
VOM LANDWIRTSCHAFTLICHEN GEHÖFT ZUM RENOMMIERTEN GESTÜT
Die Anfänge des früheren landwirtschaftlichen Betriebs sind heute Geschichte. Als die Eltern von Elisabeth Marx 1965 von Kell hierher aussiedelten, waren sie rundum die einzigen Siedler. Denn das Feriendorf entstand erst Ende der sechziger, der an das Gestüt angrenzende See zu Beginn der siebziger Jahre. Einen ersten Schritt in Richtung Tourismus hatte schon der Vater gemacht, als er 1973 direkt neben seinem Gehöft eine Bauernstube eröffnete. Auch Pferde gab es schon auf dem Hof. Allerdings nur als eigenes Hobby. Es lag daher nahe, dass sich Tochter und Schwiegersohn überlegten, wie sie sich die veränderte Infrastruktur am Keller See zu Nutzen machen könnten. Mit ausschlaggebend war, dass beide Pferde liebten und der, aus Schillingen stammende, Ehemann damals bei Turnieren ritt. Daher bauten sie den landwirtschaftlichen Betrieb zu einem Gestüt aus. Nahezu jedes Gebäude wurde mit der Zeit neu erstellt. Den Anfang hatten sie mit einer neuen Reithalle gemacht: „Weil wir damit ja Geld verdienen mussten.“ Seit September dieses Jahres ist eine zweite Halle, eine Investition von rund 350 000 €, im Bau. Diese wird vor allem bei schlechter Witterung genutzt werden, ansonsten stehen drei Reitplätze zur Verfügung. Unabhängig von der neuen Halle sind Bauprojekte auf dem Gestüt an der Tagesordnung. Bisher hätten sie noch jedes Jahr irgendetwas gebaut, überlegt die Geschäftsfrau. Aber immer schön nach und nach: „Wir haben mit Null angefangen und so gebaut wie wir Geld hatten.“
Ursula Schmieder