Vor dem Hintergrund der angedrohten US-Zusatzzölle auf Importe aus der Europäischen Union hatte die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) vom 31. Juli 2025 bis zum 4. August 2025 kurzfristig zu einer bundesweiten Blitzumfrage unter Unternehmen aufgerufen. Anlass war die am 27. Juli 2025 verkündete politische Absichtserklärung zwischen der EU und den USA, mit der eine Eskalation im transatlantischen Handelskonflikt abgewendet und der ursprünglich geplante Basiszollsatz von 30 Prozent auf pauschal 15 Prozent begrenzt werden sollte.
186 Unternehmen aus Rheinland-Pfalz beteiligten sich an der Befragung. Ihre Rückmeldungen zeigen deutlich: Die wirtschaftlichen Auswirkungen der US-Zollpolitik sind bereits heute spürbar und die politische Reaktion Europas wird mit Zurückhaltung bewertet.
Mehr als 60 Prozent der rheinland-pfälzischen Unternehmen sprechen sich für ein strategischeres und selbstbewussteres Auftreten der EU gegenüber den USA aus – selbst wenn dies mit eigenen wirtschaftlichen Belastungen einhergehen sollte. Lediglich rund 19 Prozent befürworten die bisherige deeskalierende Verhandlungsstrategie der EU-Kommission.
Ohnehin berichten schon jetzt knapp 70 Prozent der Unternehmen mit US-Geschäft von konkreten negativen Auswirkungen auf ihr operatives Geschäft – etwa durch Auftragsrückgänge, Preissteigerungen oder nachlassende Nachfrage. Als besonders belastend wird der derzeitige Basiszollsatz von 10 Prozent sowie der ab dem 7. August 2025 vorgesehene Anstieg auf 15 Prozent bewertet. In Kombination mit einem volatilen Wechselkurs und unsicheren handelspolitischen Rahmenbedingungen beeinträchtigt dies zunehmend die Planbarkeit und Wettbewerbsfähigkeit auf dem US-Markt.
Viele Unternehmen halten an ihren bestehenden Liefer- und Investitionsstrategien fest, beobachten jedoch die Entwicklungen genau. Erste Anpassungen zeichnen sich bereits ab: Investitionen werden teils vertagt, Märkte neu bewertet, und neue Wachstumschancen zunehmend außerhalb der USA in den Blick genommen – vor allem im EU-Binnenmarkt, in der Asien-Pazifik-Region oder in Ländern wie der Schweiz und Norwegen.
„Viele unserer Mitgliedsunternehmen sehen ihre Wettbewerbsfähigkeit auf dem US-Markt durch die aktuelle Handelspolitik spürbar eingeschränkt“, erklärt Arne Rössel, Hauptgeschäftsführer der IHK-Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz. „Europa muss jetzt nicht laut, aber klar handeln. Es geht nicht um Konfrontation, sondern um eine verlässliche, wachstumsorientierte Standortpolitik – für Rheinland-Pfalz, für Deutschland und für die EU. Dazu gehören weniger Bürokratie, mehr Tempo bei Freihandelsabkommen und klare Regeln für international tätige Unternehmen.“
Die IHK-Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz fordert daher, die handelspolitische Handlungsfähigkeit der EU gezielt zu stärken – durch den zügigen Abschluss moderner Freihandelsabkommen, den Abbau innereuropäischer Hemmnisse sowie eine stärkere Verknüpfung von Außenwirtschafts- und Mittelstandspolitik. Ziel müsse es sein, Unternehmen auch in einem angespannten internationalen Umfeld verlässliche und zukunftsfähige Perspektiven zu sichern.
Die Blitzumfrage der DIHK zur US-Handelspolitik wurde vom 31. Juli bis zum 4. August 2025 durchgeführt. Dafür haben die IHKs alle Mitgliedsunternehmen befragt, die in diesem Zeitraum per E-Mail erreichbar waren. Insgesamt haben sich bundesweit rund 3.500 Betriebe beteiligt. Die Ergebnisse zu Rheinland-Pfalz finden sich auf der Website der IHK-Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz unter https://www.ihk-rlp.de/auswertung-dihk-blitzumfrage-usa
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