01.07.2006
Staus auf der Datenautobahn
Dieser Text ist vom 01.07.2006 und könnte inhaltlich veraltet sein.
Breitbandversorgung in der Region Trier mit Lücken – Alternativen für die „letzte Meile“
Auch wenn der bundesweite Breitbandatlas noch etliche Male „terra incognita“ in zahlreichen als strukturschwach geltenden Gebieten verzeichnet, so sieht die Realität vor Ort oft besser aus, als es diese Informationen vermuten lassen. Eines ist sicher: Unternehmen müssen künftig die Chancen der schnellen Internets viel bewusster und intensiver nutzen als bislang, wenn sie auf globalisierten Märkten bestehen wollen.
Wer sich etwa als Investor oder Existenzgründer auf der Suche nach einem geeigneten Standort ins Portal www.zukunft-breitband.de des Bundeswirtschaftsministeriums begibt, der wird sofort mit der Kernfrage konfrontiert: „Wie genau kann ich mich auf die Informationen verlassen?“ – Informationen, die noch immer den Status Quo vom 31. März 2005 nennen und daher per se schon mit Vorsicht zu genießen sind, denn es tut sich täglich viel in der Branche. Ein Test mit der Postleitzahl 54570 in der Vulkaneifel beweist: Aktuell ist die Lage in der Region besser als angegeben, denn obwohl es angeblich weder privat noch geschäftlich DSL-Anschlüsse gibt, sind sie faktisch zumindest in der 2000er-Version vorhanden. Die Versorgungsgebiete seien sehr kleinteilig, bisweilen seien sogar nur einzelne Grundstücke oder Grundstücksteile erschlossen und das wiederum mit sehr unterschiedlichen Techniken und Versorgungsunternehmen. „Um eine verbindliche Auskunft zur Versorgung eines bestimmten Standortes zu erhalten, müssen Sie sich an die einzelnen Anbieter wenden“, heißt es folgerichtig.
Ähnlich zufrieden zeigt sich Andreas Rippinger von alta 4, der mit seinem Team in Trier Geoinformatik betreibt und sich mit einem DSL 6 000er-Businessanschluss ausreichend gut versorgt fühlt. Allerdings weiß er aus seinem Umfeld, dass es Unsicherheiten gibt, wie man eventuelle Versorgungslücken mit Richtfunk oder anderen Lösungen überbrücken kann. „Ein gewisses technisches Verständnis ist notwendig, und wenn das nicht zum eigenen Geschäftsfeld gehört, dann kann es durchaus schwierig werden.“
Auf derartige Hemmnisse stößt Thomas Stiren, Vorstand des Internet-Dienstleisters rdts AG in Trier, bei potenziellen Kunden, die mangels schneller Datenflüsse nur schwer erreicht werden können. Die fehlenden schnellen Internetzugänge in vielen Gemeinden hält er für „verheerend“. Er sieht die Politik in der Pflicht: „Gelingt es uns nicht, den Breitband in die Region zu bringen, sind die betroffenen Firmen bald out of business und leben im ‚Tal der Ahnungslosen’“, kritisiert er. Die Zielmärkte in den unterversorgten Gebieten gingen für das e-business verloren. DSL 2000 als kleine Lösung sei oft zu leistungsschwach und führe immer wieder zum Verlust von Attachments und Mails. Zudem sei es ein Wettbewerbsnachteil trotz Breitbandzugang, dass es in der Region Trier keine Konkurrenz großer Anbieter gibt, die zu niedrigeren Preisen führen.
In Binsfeld, nah an der US-Airbase Spangdahlem, hat das Insistieren bei der T-Com seit April dieses Jahres zumindest die um 56 Prozent bessere Versorgung gebracht, nun gibt es die Light-Version DSL 1 000. „So kriegen wir wenigstens eine Flatrate“, resümiert Ortsbürgermeister Lothar Herres, „aber effektives e-business ist natürlich immer noch nicht möglich.“ Die Amerikaner gingen bei ihren Auftragsvergaben von einer guten Breitband-Versorgung ihrer Partner aus, doch die sei realiter noch nicht gegeben. Herres will mit intensiverer Informationspolitik an die Adresse der Betriebe vor Ort Mut machen: Viele Firmen seien bislang noch zu zurückhaltend in der Durchsetzung dieser Interessen, obwohl alle sie befürworteten. Auf Zuschüsse an die Kommunen zur Erleichterung des Verfahrens spekuliert er nicht, „durch das höhere Steueraufkommen dank guter datentechnischer Infrastruktur lohnt es sich allemal“.
Als eine Investition in Geduld und Zeit empfindet es auch Stefan Mertes, Geschäftsführer des Gründerzentrums Higis im Industrie- und Gewerbepark IGP bei Hillesheim, bei den Anbietern den richtigen Ansprechpartner für die benötigten Informationen zu finden. „Wir sind nach langem Ringen derzeit mit einer Light-Variante DSL 1 000 angebunden, ansonsten gibt es eine Standleitung für einen einzelnen Betrieb aus dem Vertriebssektor. Generell ist diese Situation ein klarer Standortnachteil. Wir hoffen, künftig mit Workshops und Veranstaltungen unsere rund dreißig Unternehmen so zu sensibilisieren, dass sie mehr Druck machen können.“
Der hat bislang in Bengel in der Verbandsgemeinde Kröv noch nichts bewirkt. Hier gab es eine Unterschriftenliste von rund hundert Interessenten an die T-Com. „Doch die wollen offensichtlich auf dem Land nichts investieren, denn wir bekamen Ende 2005 einen Brief, es sei in den nächsten Jahren nichts zu erwarten“, schildert Robert Müller, dessen Möbelhaus sich mit ISDN behelfen muss, die Reaktion. „Für uns bedeutet das nicht nur ein Handicap, weil wir kein effizientes e-business aufbauen können, sondern Mehrkosten durch zwei bis acht Stunden pro Tag, die allein für Downloads anfallen, und keine Flatrate.“
Darüber kann sich die Paracom GmbH (www.paracom-eifel.de) aus Oberehe nicht beklagen. Nach einem vom SWR und anderen Sendern ausgestrahlten Kurzporträt des Start-ups aus der Eifel, der maßgeschneiderte Lösungen für die „letzte Meile“ mittels Funktechnologie anbietet, seien überall aus Deutschland Anfragen gekommen. Auch die de facto GmbH (www.de-facto.de) im Technologie- und Gründerzentrum Nerdlen-Kradenbach hat sich mit einem ihrer Geschäftsfelder auf die Behebung der Breitband-Nöte auf dem Land spezialisiert. Beide Firmen liefern nicht nur die entsprechende Hardware und die Software für die Stationen, sondern sie beraten zuvor, welche Leistungen der Betrieb des Kunden tatsächlich für seinen Geschäftsalltag benötigt. Davon hängt letztlich auch die Kostenseite ab, die nach Umfang gestaffelt ist. Dabei sei der Kontakt zur T-Com, so Paracoms Managing Director Thorsten Barzen, mittlerweile vom Bewusstsein geprägt, dass Versorgungslücken konstruktiv und im gegenseitigen Interesse behoben werden.
„Die Kommunen helfen uns bei der Auswahl und Bereitstellung ausreichend exponierter Orte für unsere technische Infrastruktur, denn die Richtfunk-Methode ist stark von der Topografie und der unverstellbaren Sichtverbindung zwischen den einzelnen Stationen abhängig“, erläutert Barzen die Grundbedingung solcher drahtlosen Alternativen zum Breitband via Kabel. Faktisch eine Voraussetzung, die sich bislang immer als erfüllbar erweist. Die gesundheitliche Belastung für die Bevölkerung ist dabei einer Studie zufolge äußerst gering, denn die von den Basisstationen ausgehende Sendeleistung ist weniger als die für ein gängiges Handy notwendige. Zudem ist die bei Wireless-Skeptikern bedeutsame Sicherheitsfrage nach Auskunft von Barzen positiv beantwortet: „Unsere Tunnelverbindungen sind kaum zu knacken, jeder muss sich mit Nutzernamen und Passwort authentifizieren. Die Sicherheit ist vergleichbar mit kabelgestützten Systemen.“
Sogar schneller sei die Funkvariante, betont er. „Natürlich ist die von jedem Einzelnen nutzbare Bandbreite von der Gesamtlast am Internetzugangspunkt, an welchem er eingeloggt ist, abhängig. Bei Betrachtung unserer Projekte in der Eifel waren unsere Funkzugänge beim normalen Surfen ähnlich schnell wie ein entsprechender DSL-Anschluss mit 3072 Kilobyte pro Sekunde. Diese Erfahrungswerte können wir bereits seit vielen Monaten verfolgen“, so Barzen. Dagegen habe DSL 1 000, also die Lightversion, nach Abzug von Reibungsverlusten nur eine reale Leistung von 384 Kilobyte. Als er startete, rechnete Barzen im ersten Jahr seines operativen Geschäfts mit hundert Kunden. Geworden sind es rund tausend.
Wer sich etwa als Investor oder Existenzgründer auf der Suche nach einem geeigneten Standort ins Portal www.zukunft-breitband.de des Bundeswirtschaftsministeriums begibt, der wird sofort mit der Kernfrage konfrontiert: „Wie genau kann ich mich auf die Informationen verlassen?“ – Informationen, die noch immer den Status Quo vom 31. März 2005 nennen und daher per se schon mit Vorsicht zu genießen sind, denn es tut sich täglich viel in der Branche. Ein Test mit der Postleitzahl 54570 in der Vulkaneifel beweist: Aktuell ist die Lage in der Region besser als angegeben, denn obwohl es angeblich weder privat noch geschäftlich DSL-Anschlüsse gibt, sind sie faktisch zumindest in der 2000er-Version vorhanden. Die Versorgungsgebiete seien sehr kleinteilig, bisweilen seien sogar nur einzelne Grundstücke oder Grundstücksteile erschlossen und das wiederum mit sehr unterschiedlichen Techniken und Versorgungsunternehmen. „Um eine verbindliche Auskunft zur Versorgung eines bestimmten Standortes zu erhalten, müssen Sie sich an die einzelnen Anbieter wenden“, heißt es folgerichtig.
E-BUSINESS BRINGT UMSATZPLUS
Es wundert nicht, dass die Erfahrungen der Nutzer – potenzielle, zufriedene oder verhinderte – sehr unterschiedlich sind. Als gemeinsamer Nenner kann lediglich das Wissen dienen, dass man oft nichts oder zu wenig weiß und dass es zwar Lösungen für das Problem einer mangelnden Breitbandversorgung gibt, die allerdings bislang nicht allen Interessenten bekannt sind. Hier sehen es Wirtschaftsförderer wie Alfred Bauer, Chef der entsprechenden Gesellschaft WFG in Daun, als ihre Aufgabe an, Abhilfe zu schaffen: „Gemeinsam mit der Initiative Region Trier (IRT) und mit dem Verband der Deutschen Internetwirtschaft e. V. wird es bald auch in unseren ländlichen Gebieten Veranstaltungen geben, in denen die Entscheider aus Kommunen und Unternehmen umfassend informiert werden.“ Die Sicherheitsaspekte und die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Technologien, die zum Einsatz kommen können, werden dort erörtert. Best-practice-Beispiele von kleinen und mittelständischen Betrieben, die allen erdenklichen Widrigkeiten zum Trotz Breitband erfolgreich für ihr Geschäft einsetzen, sollen die Nachfrage mobilisieren: „Wir sind sicher: Wenn aus der Region mehr Bedarf angemeldet wird, werden wir attraktiver für die Anbieter“, so Bauer. Bereits 1999 gab es eine Internetwerkstatt für Unternehmen, die WFG gehört zu den Konsortialpartnern des Multimediapreises „Digitaler Mittelstand Eifel“ und im November dieses Jahres bereits zum dritten Mal zu den Veranstaltern der Dauner Mediatage, einer Informationsbörse zu den vielfältigen Möglichkeiten der neuen Technologien. Diese Kommunikationspolitik wiederum sei letztlich eine klare beschäftigungsfördernde Sache, denn es gehe um viel mehr als nur schnelles Internetsurfen. Mit e-business seien deutliche Umsatzzuwächse für die Firmen verbunden, die es als Geschäftsweg nutzen. „Daher hat der Aufsichtsrat der WFG beschlossen, mit Investitionsbeihilfen bis zu 25 000 Euro die Träger der Gewerbe- und Industriegebiete zu unterstützen, die noch unterversorgt sind.“ Für die Planung künftiger Gebiete müsse die datentechnische Infrastruktur so wichtig sein wie die normalen Verkehrsanbindungen, „doch wir haben einen Ist-Zustand und müssen drohende Abwanderungen verhindern“.
WISSEN, WO WER WAS WILL
Andreas Thran hat das Wagnis gemeistert, mitten in einem „weißen Fleck“ sogar weit mehr als die schnellsten Breitband-Standardlösungen von 16 000 Mbit zu benötigen, denn mit seiner Imagion AG in Trierweiler produziert er für Auftraggeber aus aller Welt zum Beispiel Bonustracks und andere Inhalte von DVDs. Naturgemäß sind gigantische Datenmengen im Spiel, die empfangen, bearbeitet und versandt werden. „Wir brauchen vier Mal so viel Leistung wie üblich, unser Level entspricht dem, was normalerweise in Hamburg, Berlin oder München erhältlich ist“, schildert Thran seine außergewöhnliche Situation, die es mit sich brachte, dass niemand aus der Region Trier bei der Suche nach geeigneten Anbietern helfen konnte. „Wir mussten selbst wissen, was genau wir brauchen und mit wem wir verhandeln konnten. Doch dann hat es sehr gut funktioniert. Wir erleben die Konzernspitze, mit der wir es zu tun haben, als sehr kooperativ, obwohl wir ein Einzelkunde in der Region sind.“ Nach seiner Erfahrung sind es vor allem Wissenslücken in punkto Technik und eigenem Bedarf, die den meisten Unternehmern bei der Breitbandthematik zu schaffen machen. „Neunzig Prozent der aktuellen Aufregung entsteht aus mangelndem Know-how. Dieses Defizit müsste behoben werden. Dann geht’s auch auf dem Land“, so sein Fazit.Ähnlich zufrieden zeigt sich Andreas Rippinger von alta 4, der mit seinem Team in Trier Geoinformatik betreibt und sich mit einem DSL 6 000er-Businessanschluss ausreichend gut versorgt fühlt. Allerdings weiß er aus seinem Umfeld, dass es Unsicherheiten gibt, wie man eventuelle Versorgungslücken mit Richtfunk oder anderen Lösungen überbrücken kann. „Ein gewisses technisches Verständnis ist notwendig, und wenn das nicht zum eigenen Geschäftsfeld gehört, dann kann es durchaus schwierig werden.“
Auf derartige Hemmnisse stößt Thomas Stiren, Vorstand des Internet-Dienstleisters rdts AG in Trier, bei potenziellen Kunden, die mangels schneller Datenflüsse nur schwer erreicht werden können. Die fehlenden schnellen Internetzugänge in vielen Gemeinden hält er für „verheerend“. Er sieht die Politik in der Pflicht: „Gelingt es uns nicht, den Breitband in die Region zu bringen, sind die betroffenen Firmen bald out of business und leben im ‚Tal der Ahnungslosen’“, kritisiert er. Die Zielmärkte in den unterversorgten Gebieten gingen für das e-business verloren. DSL 2000 als kleine Lösung sei oft zu leistungsschwach und führe immer wieder zum Verlust von Attachments und Mails. Zudem sei es ein Wettbewerbsnachteil trotz Breitbandzugang, dass es in der Region Trier keine Konkurrenz großer Anbieter gibt, die zu niedrigeren Preisen führen.
GEWERBE SCHÜTZT VOR LÜCKEN NICHT
Ganze Gewerbegebiete in ländlichen Gegenden sind faktisch abgehängt oder nur in Einzelfällen versorgt, wobei nicht immer ganz klar ist, an wem der „schwarze Peter“ hängt. In der Verbandsgemeinde Manderscheid sind die jeweiligen Gewerbegebiete Großlittgen, Laufeld und Wallscheid bis auf weniger als eine Handvoll Firmen, die sich selbst eine entsprechende Versorgung etwa per Glasfaserkabel gesichert haben und dennoch auf Dauer mehr Leistung wollen, noch nicht in der Welt des Breitbands angekommen. Mal sind entsprechende Versuche, eine Versorgung für alle herzustellen, in den unendlichen Weiten der Anbieter-Hotlines verschollen, ohne dass es nennenswerte Klarheit gegeben hätte. Und die hätte man einmal mehr im Bereich der technischen Fragen benötigt: Der Bedarf ist eindeutig und dringend da, aber sollte man nicht besser auf UMTS oder andere Neuerungen warten? Aber auch: Gibt es für die Kommunen Zuschüsse, wenn sie die notwendigen Installationen vornehmen lassen? Das Ergebnis der ausgebliebenen Antworten ist hier, dass bislang lediglich die Gewerbegebiete Manderscheid und Oberscheidweiler angeschlossen sind.In Binsfeld, nah an der US-Airbase Spangdahlem, hat das Insistieren bei der T-Com seit April dieses Jahres zumindest die um 56 Prozent bessere Versorgung gebracht, nun gibt es die Light-Version DSL 1 000. „So kriegen wir wenigstens eine Flatrate“, resümiert Ortsbürgermeister Lothar Herres, „aber effektives e-business ist natürlich immer noch nicht möglich.“ Die Amerikaner gingen bei ihren Auftragsvergaben von einer guten Breitband-Versorgung ihrer Partner aus, doch die sei realiter noch nicht gegeben. Herres will mit intensiverer Informationspolitik an die Adresse der Betriebe vor Ort Mut machen: Viele Firmen seien bislang noch zu zurückhaltend in der Durchsetzung dieser Interessen, obwohl alle sie befürworteten. Auf Zuschüsse an die Kommunen zur Erleichterung des Verfahrens spekuliert er nicht, „durch das höhere Steueraufkommen dank guter datentechnischer Infrastruktur lohnt es sich allemal“.
Als eine Investition in Geduld und Zeit empfindet es auch Stefan Mertes, Geschäftsführer des Gründerzentrums Higis im Industrie- und Gewerbepark IGP bei Hillesheim, bei den Anbietern den richtigen Ansprechpartner für die benötigten Informationen zu finden. „Wir sind nach langem Ringen derzeit mit einer Light-Variante DSL 1 000 angebunden, ansonsten gibt es eine Standleitung für einen einzelnen Betrieb aus dem Vertriebssektor. Generell ist diese Situation ein klarer Standortnachteil. Wir hoffen, künftig mit Workshops und Veranstaltungen unsere rund dreißig Unternehmen so zu sensibilisieren, dass sie mehr Druck machen können.“
Der hat bislang in Bengel in der Verbandsgemeinde Kröv noch nichts bewirkt. Hier gab es eine Unterschriftenliste von rund hundert Interessenten an die T-Com. „Doch die wollen offensichtlich auf dem Land nichts investieren, denn wir bekamen Ende 2005 einen Brief, es sei in den nächsten Jahren nichts zu erwarten“, schildert Robert Müller, dessen Möbelhaus sich mit ISDN behelfen muss, die Reaktion. „Für uns bedeutet das nicht nur ein Handicap, weil wir kein effizientes e-business aufbauen können, sondern Mehrkosten durch zwei bis acht Stunden pro Tag, die allein für Downloads anfallen, und keine Flatrate.“
NOT MACHT ERFINDERISCH
Gegen die Lücken in Versorgung und Information sind durchaus Kräuter gewachsen. Die Rheinland-Pfalz Breitbandinitiative RLP Inform (www.rlp-inform.rlp.de) ist seit 2005 mit einer „Roadshow“ in Folge der Mainzer Veranstaltung „Schnelles Internet – bundesweit und flächendeckend“ unterwegs, um die Entscheider aus Unternehmen und Kommunen mit den entsprechenden Anbietern in Kontakt zu bringen. „Um das Land in eine Vorreiterstellung zu bringen, braucht es nicht nur finanzielle Förderung“, beschreibt Projektleiter Gerald Wiesch vom Ministerium für Wirtschaft das Ziel. Allerdings habe man in der Vergangenheit die Erfahrung gemacht, dass von Seiten der Mittelständler selbst auf das Thema Breitband nur wenig Resonanz gekommen sei.Darüber kann sich die Paracom GmbH (www.paracom-eifel.de) aus Oberehe nicht beklagen. Nach einem vom SWR und anderen Sendern ausgestrahlten Kurzporträt des Start-ups aus der Eifel, der maßgeschneiderte Lösungen für die „letzte Meile“ mittels Funktechnologie anbietet, seien überall aus Deutschland Anfragen gekommen. Auch die de facto GmbH (www.de-facto.de) im Technologie- und Gründerzentrum Nerdlen-Kradenbach hat sich mit einem ihrer Geschäftsfelder auf die Behebung der Breitband-Nöte auf dem Land spezialisiert. Beide Firmen liefern nicht nur die entsprechende Hardware und die Software für die Stationen, sondern sie beraten zuvor, welche Leistungen der Betrieb des Kunden tatsächlich für seinen Geschäftsalltag benötigt. Davon hängt letztlich auch die Kostenseite ab, die nach Umfang gestaffelt ist. Dabei sei der Kontakt zur T-Com, so Paracoms Managing Director Thorsten Barzen, mittlerweile vom Bewusstsein geprägt, dass Versorgungslücken konstruktiv und im gegenseitigen Interesse behoben werden.
„Die Kommunen helfen uns bei der Auswahl und Bereitstellung ausreichend exponierter Orte für unsere technische Infrastruktur, denn die Richtfunk-Methode ist stark von der Topografie und der unverstellbaren Sichtverbindung zwischen den einzelnen Stationen abhängig“, erläutert Barzen die Grundbedingung solcher drahtlosen Alternativen zum Breitband via Kabel. Faktisch eine Voraussetzung, die sich bislang immer als erfüllbar erweist. Die gesundheitliche Belastung für die Bevölkerung ist dabei einer Studie zufolge äußerst gering, denn die von den Basisstationen ausgehende Sendeleistung ist weniger als die für ein gängiges Handy notwendige. Zudem ist die bei Wireless-Skeptikern bedeutsame Sicherheitsfrage nach Auskunft von Barzen positiv beantwortet: „Unsere Tunnelverbindungen sind kaum zu knacken, jeder muss sich mit Nutzernamen und Passwort authentifizieren. Die Sicherheit ist vergleichbar mit kabelgestützten Systemen.“
Sogar schneller sei die Funkvariante, betont er. „Natürlich ist die von jedem Einzelnen nutzbare Bandbreite von der Gesamtlast am Internetzugangspunkt, an welchem er eingeloggt ist, abhängig. Bei Betrachtung unserer Projekte in der Eifel waren unsere Funkzugänge beim normalen Surfen ähnlich schnell wie ein entsprechender DSL-Anschluss mit 3072 Kilobyte pro Sekunde. Diese Erfahrungswerte können wir bereits seit vielen Monaten verfolgen“, so Barzen. Dagegen habe DSL 1 000, also die Lightversion, nach Abzug von Reibungsverlusten nur eine reale Leistung von 384 Kilobyte. Als er startete, rechnete Barzen im ersten Jahr seines operativen Geschäfts mit hundert Kunden. Geworden sind es rund tausend.
Angelika Koch