01.05.2013
Ressourceneffizienz statt Wegwerfmentalität
Dieser Text ist vom 01.05.2013 und könnte inhaltlich veraltet sein.
Nachhaltiges Wirtschaften durch Kreislaufwirtschaft
Lange Zeit war die Abfallentsorgung ein politischer „Dauerbrenner“. Das gilt nicht nur für die Zeit, als Abfälle immer wieder Gegenstand von Umweltskandalen waren oder Deponien mit den abgelagerten Abfällen überquollen. Das galt auch noch für die Zeit seit Beginn der 90er-Jahre, als man begann, weniger von „Abfallentsorgung“, als vielmehr von „Abfallwirtschaft“ zu reden. Überall in Deutschland wurde ein Getrenntsammlungssystem für verwertbare Abfälle eingeführt. Auf der Grundlage der damals neuen Verpackungsverordnung kam es zu einem Paradigmenwechsel: Für die Einsammlung und die Verwertung von Verpackungen waren seitdem nicht mehr die für die Abfallentsorgung zuständigen Kommunen, sondern die Hersteller und Vertreiber von Verpackungen zuständig. Die Idee der Produktverantwortung wurde Realität.
VON DER DEPONIE ZUR ABFALLVERWERTUNG
Den öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträgern wurde 1993 mit der TA Siedlungsabfall, neben der Verpackungsverordnung ein weiterer Meilenstein in der Geschichte der Abfallwirtschaft, eine neue Aufgabe gestellt: Sie wurden verpflichtet, binnen zwölf Jahren die Deponierung unbehandelter, zum größten Teil verwertbarer Abfälle zu beenden. Und in der Tat wurde dieser Prozess des Umsteuerns im Zieljahr 2005 erfolgreich beendet. Deutschland konnte international beweisen, dass eine grundlegende Wende im Abfallbereich weg von der Deponie hin zu einer weitgehenden Abfallverwertung möglich ist.
ENDLICHE ROHSTOFFE DURCH NACHWACHSENDE ERSETZEN
Seitdem ist der Abfall als langjähriges umweltpolitisches Topthema in den Hintergrund getreten. Die Hausaufgaben scheinen gemacht. Das aber ist eine Fehleinschätzung. Die Idee der Kreislaufwirtschaft hat die herkömmlichen Anliegen der Abfallwirtschaft abgelöst. Die Kreislaufwirtschaft ist Teil einer Politik geworden, die erkennt, dass die Ressourcen, die uns der Planet Erde zur Verfügung stellt, endlich sind, und dass wir uns damit keinen weiteren Raubbau leisten können. Wir müssen die Ressourcen, die wir in Anspruch nehmen, effizient nutzen, wir müssen sie nach Möglichkeit mehrfach nutzen, und wir müssen überall endliche Rohstoffe durch nachwachsende Rohstoffe ersetzen, wo immer wir dazu eine Chance haben.
Abfälle sollten vermieden, entstandene Abfälle als Sekundärrohstoffe genutzt und verbleibende Abfälle, soweit es sich nicht um mineralische Stoffe handelt, als Energieträger verwertet werden. In einer so verstandenen Kreislaufwirtschaft werden die „Entsorger“ von Abfällen zu „Versorgern“ mit Sekundärrohstoffen, und die zuständigen Mitarbeiter der Kommunen,, aber auch der Betriebe, werden zu „Stoffstrommanagern“.
Das ist mehr als nur ein schönes Gedankengebäude. Durch den weltweiten massiven Verbrauch von Rohstoffen leiden immer mehr Unternehmen unter steigenden Rohstoffpreisen. Auch die Rohstoffsicherheit wird zunehmend als Problem gesehen. Deshalb kommt es darauf an, in den Unternehmen nicht nur auf Arbeitsproduktivität zu setzen, um Kosten zu sparen, sondern vor allem auf Ressourceneffizienz. Diese verträgt sich jedoch nicht mit einer Wegwerfmentalität. Das Bewusstsein dafür gilt es nicht nur in den Unternehmen, sondern genauso auch bei den Konsumenten und der Bevölkerung insgesamt zu schärfen.
Bei der Getrenntsammlung von Abfällen aus privaten Haushalten ist Rheinland-Pfalz seit Jahren unter den Bundesländern der Spitzenreiter. Aber wir können noch besser werden, und wir müssen es, denn das Kreislaufwirtschaftsgesetz räumt dem Recycling den Vorrang vor der Abfallverbrennung ein. Auch in Gewerbe und Industrie sollten wir dazu kommen, durch Vorsortierung oder Nachsortierung recyclingfähige Abfälle zu Sekundärrohstoffen zu machen, statt diese der Verbrennung zuzuführen. Davon sind wir in Deutschland insgesamt noch deutlich entfernt.
BAUABFÄLLE VERWERTEN
Ein bedeutsamer Stoffstrom sind die Bioabfälle. Dazu gehören vor allem Küchen- und Kantinenabfälle ebenso wie Grünabfälle aus Gärten, Parks und Landschaft. Sie kommen als Energieträger oder Bodenverbesserungsmaterial in Betracht. Die Vergärung geeigneter Bioabfälle ermöglicht sogar, diese in beiderlei Hinsicht zu nutzen. Kommunales Stoffstrommanagement bedeutet, vor Ort vorhandene Ressourcen möglichst ortsnah oder in der Region einer effizienten Verwertung zuzuführen. „Aus den Augen, aus dem Sinn“ ist dabei die falsche Devise.
Auch beim Umgang mit Elektro- und Elektronikaltgeräten sind Stoffstrommanager gefragt. Solche Geräte sind heute vollgepfropft mit einer ganzen Palette von Metallen. Viele davon sind sogenannte „kritische“ Metalle, deren Gewinnung zunehmend schwieriger wird. Für diese Geräte brauchen wir bürgernahe Erfassungssysteme – im Handel, am Arbeitsplatz, in Bürgerbüros und anderen Orten. Und alle Stellen, die sich an der Rückführung beteiligen, müssen sich vergewissern, dass die Altgeräte nicht zu „fliegenden Händlern“, womöglich bis in afrikanische Entwicklungsländer, gelangen, sondern zu Unternehmen, die für ein hochwertiges Recycling sorgen.
Der größte Stoffstrom in der Kreislaufwirtschaft sind die Bauabfälle. Sie sind zum größten Teil verwertbar, und doch landet ein Teil von ihnen auf Deponien oder bei minderwertigen Verwertungsmaßnahmen. Jeder öffentlich-rechtliche Entsorgungsträger muss die Rahmenbedingungen dafür schaffen, dass in zumutbarer Entfernung hochwertige Bauabfallaufbereitungsanlagen zur Verfügung stehen. Verwendungsmöglichkeiten gibt es nicht nur im Tiefbau. Auch im Hochbau sind hervorragende Einsatzmöglichkeiten für Recyclingbeton gegeben. Ein auf Initiative von Wirtschaftsministerin Eveline Lemke zustande gekommenes „Bündnis für Kreislaufwirtschaft auf dem Bau“ verfolgt das Ziel einer weitgehenden Bauabfallverwertung.
Abfälle sind so verstanden keine Last, der man sich entledigt, sondern eine Chance, Wertschöpfung zu betreiben, Arbeitsplätze zu schaffen und natürliche Ressourcen zu schonen. Diese Chance zu nutzen ist eine Herausforderung für Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft.
VON DER DEPONIE ZUR ABFALLVERWERTUNG
Den öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträgern wurde 1993 mit der TA Siedlungsabfall, neben der Verpackungsverordnung ein weiterer Meilenstein in der Geschichte der Abfallwirtschaft, eine neue Aufgabe gestellt: Sie wurden verpflichtet, binnen zwölf Jahren die Deponierung unbehandelter, zum größten Teil verwertbarer Abfälle zu beenden. Und in der Tat wurde dieser Prozess des Umsteuerns im Zieljahr 2005 erfolgreich beendet. Deutschland konnte international beweisen, dass eine grundlegende Wende im Abfallbereich weg von der Deponie hin zu einer weitgehenden Abfallverwertung möglich ist.
ENDLICHE ROHSTOFFE DURCH NACHWACHSENDE ERSETZEN
Seitdem ist der Abfall als langjähriges umweltpolitisches Topthema in den Hintergrund getreten. Die Hausaufgaben scheinen gemacht. Das aber ist eine Fehleinschätzung. Die Idee der Kreislaufwirtschaft hat die herkömmlichen Anliegen der Abfallwirtschaft abgelöst. Die Kreislaufwirtschaft ist Teil einer Politik geworden, die erkennt, dass die Ressourcen, die uns der Planet Erde zur Verfügung stellt, endlich sind, und dass wir uns damit keinen weiteren Raubbau leisten können. Wir müssen die Ressourcen, die wir in Anspruch nehmen, effizient nutzen, wir müssen sie nach Möglichkeit mehrfach nutzen, und wir müssen überall endliche Rohstoffe durch nachwachsende Rohstoffe ersetzen, wo immer wir dazu eine Chance haben.
Abfälle sollten vermieden, entstandene Abfälle als Sekundärrohstoffe genutzt und verbleibende Abfälle, soweit es sich nicht um mineralische Stoffe handelt, als Energieträger verwertet werden. In einer so verstandenen Kreislaufwirtschaft werden die „Entsorger“ von Abfällen zu „Versorgern“ mit Sekundärrohstoffen, und die zuständigen Mitarbeiter der Kommunen,, aber auch der Betriebe, werden zu „Stoffstrommanagern“.
Das ist mehr als nur ein schönes Gedankengebäude. Durch den weltweiten massiven Verbrauch von Rohstoffen leiden immer mehr Unternehmen unter steigenden Rohstoffpreisen. Auch die Rohstoffsicherheit wird zunehmend als Problem gesehen. Deshalb kommt es darauf an, in den Unternehmen nicht nur auf Arbeitsproduktivität zu setzen, um Kosten zu sparen, sondern vor allem auf Ressourceneffizienz. Diese verträgt sich jedoch nicht mit einer Wegwerfmentalität. Das Bewusstsein dafür gilt es nicht nur in den Unternehmen, sondern genauso auch bei den Konsumenten und der Bevölkerung insgesamt zu schärfen.
Bei der Getrenntsammlung von Abfällen aus privaten Haushalten ist Rheinland-Pfalz seit Jahren unter den Bundesländern der Spitzenreiter. Aber wir können noch besser werden, und wir müssen es, denn das Kreislaufwirtschaftsgesetz räumt dem Recycling den Vorrang vor der Abfallverbrennung ein. Auch in Gewerbe und Industrie sollten wir dazu kommen, durch Vorsortierung oder Nachsortierung recyclingfähige Abfälle zu Sekundärrohstoffen zu machen, statt diese der Verbrennung zuzuführen. Davon sind wir in Deutschland insgesamt noch deutlich entfernt.
BAUABFÄLLE VERWERTEN
Ein bedeutsamer Stoffstrom sind die Bioabfälle. Dazu gehören vor allem Küchen- und Kantinenabfälle ebenso wie Grünabfälle aus Gärten, Parks und Landschaft. Sie kommen als Energieträger oder Bodenverbesserungsmaterial in Betracht. Die Vergärung geeigneter Bioabfälle ermöglicht sogar, diese in beiderlei Hinsicht zu nutzen. Kommunales Stoffstrommanagement bedeutet, vor Ort vorhandene Ressourcen möglichst ortsnah oder in der Region einer effizienten Verwertung zuzuführen. „Aus den Augen, aus dem Sinn“ ist dabei die falsche Devise.
Auch beim Umgang mit Elektro- und Elektronikaltgeräten sind Stoffstrommanager gefragt. Solche Geräte sind heute vollgepfropft mit einer ganzen Palette von Metallen. Viele davon sind sogenannte „kritische“ Metalle, deren Gewinnung zunehmend schwieriger wird. Für diese Geräte brauchen wir bürgernahe Erfassungssysteme – im Handel, am Arbeitsplatz, in Bürgerbüros und anderen Orten. Und alle Stellen, die sich an der Rückführung beteiligen, müssen sich vergewissern, dass die Altgeräte nicht zu „fliegenden Händlern“, womöglich bis in afrikanische Entwicklungsländer, gelangen, sondern zu Unternehmen, die für ein hochwertiges Recycling sorgen.
Der größte Stoffstrom in der Kreislaufwirtschaft sind die Bauabfälle. Sie sind zum größten Teil verwertbar, und doch landet ein Teil von ihnen auf Deponien oder bei minderwertigen Verwertungsmaßnahmen. Jeder öffentlich-rechtliche Entsorgungsträger muss die Rahmenbedingungen dafür schaffen, dass in zumutbarer Entfernung hochwertige Bauabfallaufbereitungsanlagen zur Verfügung stehen. Verwendungsmöglichkeiten gibt es nicht nur im Tiefbau. Auch im Hochbau sind hervorragende Einsatzmöglichkeiten für Recyclingbeton gegeben. Ein auf Initiative von Wirtschaftsministerin Eveline Lemke zustande gekommenes „Bündnis für Kreislaufwirtschaft auf dem Bau“ verfolgt das Ziel einer weitgehenden Bauabfallverwertung.
Abfälle sind so verstanden keine Last, der man sich entledigt, sondern eine Chance, Wertschöpfung zu betreiben, Arbeitsplätze zu schaffen und natürliche Ressourcen zu schonen. Diese Chance zu nutzen ist eine Herausforderung für Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft.