01.05.2015
Im Bus rund um Europa
Dieser Text ist vom 01.05.2015 und könnte inhaltlich veraltet sein.
Solide Nachfrage, stabile Preise: Vor allem Busreisen mit Erlebnischarakter kommen gut an
Die Anbieter von Busreisen in der Region Trier sind heute wohl so breit aufgestellt wie nie. Berge, Meer oder Seen, Kurorte, Pilgerstätten, Fußballspiele oder historische Schlachtfelder zählen zu ihren Zielen. Die Kunden schätzen vor allem die Bequemlichkeit und das familiäre Flair. Und in keinem anderen Bundesland ist der Anteil der Deutschen, die mit dem Bus anreisen, so hoch wie in Rheinland-Pfalz.
Urlaub ist Erholung. Im Idealfall. Er kann aber auch in Stress ausarten: wenn die Airline – oder vor Ort der Mietwagen – streikt, sich vor den Parkplätzen an den touristischen Hotspots lange Schlangen bilden und sich die Reisenden wegen der Tages- und Routenplanung in die Wolle bekommen. Wer das fürchtet, wird zu jenen gehören, die gerne Kataloge der Busunternehmen wälzen. Ein Kurztrip nach Paris, sechs Tage Zauber der Provence oder eine Reise um den Gardasee? Wer hier bucht, kann die Straßenkarten getrost zur Seite legen und überlässt die Führung den Routiniers.
Das ist einer der Gründe, warum allein 2013 knapp fünf Millionen Deutsche, eine Viertelmillion mehr als 2012, mit dem Bus in den Urlaub gefahren sind. Das meldet der Internationale Bustouristik-Verband RDA in seinem Marktforschungsbericht 2014. Damit hatten Busreisen einen stabilen Anteil von acht Prozent an allen deutschen Urlaubstouren, nach Auto (45 Prozent) und Flugzeug (38 Prozent).
Knapp zwei Drittel hatten das Ausland zum Ziel, besonders häufig Italien, Österreich und Polen. In den Top 5 der beliebtesten Destinationen in Deutschland ist Rheinland-Pfalz zwar nicht zu finden; hier haben Bayern und Mecklenburg-Vorpommern die Nase vorn. Aber in keinem anderen Bundesland ist nach dieser Erhebung der Bustourismus so bedeutend: Jede vierte Reise der Deutschen, die nach Rheinland-Pfalz führt, erfolgt mit dem Bus.
BRANCHE IST ZUVERSICHTLICH
Bundesweit beträgt der jährliche Bruttoumsatz der Bustouristik, mit Umsätzen aus Zusatzleistungen wie Hotel und Essen, laut RDA 10,5 Milliarden Euro. Den größten Anteil am Marktvolumen haben Tagesfahrten und Ausflüge, gefolgt von kombinierten Busreisen, Kurz-Urlaubsfahrten und Busreisen mit einer Dauer ab fünf Tagen.
Nach der Konjunkturumfrage 2014/15 des Bundesverbands Deutscher Omnibusunternehmer ist die Stimmung in der Bustouristik zum dritten Mal in Folge gestiegen und hat damit ein neues Hoch erreicht. 85 Prozent der Unternehmer schätzen ihre Situation derzeit als gut (sechs Prozent mehr als im Vorjahr) oder gleichbleibend ein. Eine Verbesserung der Geschäftslage im Vergleich zum Vorjahr sehen 32 Prozent der Unternehmen. Damit scheint die „geschäftlich äußerst schwierige Phase in den zurückliegenden zehn Jahren“ dem Optimismus gewichen zu sein, wie der bdo vermeldet.
Die Zuversicht der Branche bestätigt sich beim Blick in die Region Trier. Einer der Schwergewichte in der Branche ist die Müller-Kylltal-Reisen GmbH mit Sitz in Trierweiler. Sie ist mit mehr als 100 Fahrzeugen in Deutschland und dem Ausland unterwegs, beschäftigt in der Hochsaison bis zu 200 Mitarbeiter, hat vier Standorte und fünf eigene Reisebüros. In dem 124 Seiten dicken Katalog findet sich so ziemlich alles, was das (Busreise-)Herz begehrt: Eventreisen, historische Reisen, kombinierte Schiffsreisen, Musikreisen, Rund- und Erlebnisreisen und, und, und. Die Urlauber können das Jahr mit dem Winterzauber in der Schweiz beginnen, es mit dem Frühlingserwachen in Oslo und dem Bergsommer in Tirol fortsetzen und es mit dem Herbst im Chiemgauer Land ausklingen lassen. 25 000 Menschen jährlich bringt das Unternehmen im touristischen Bereich zum Ziel.
FERNBUS WECKT NEUGIER DER JÜNGEREN
Die aktuell gute Nachfrage erklärt Thomas Müller auch mit jenen, die eigentlich als Konkurrenz galten: den Fernbussen. „Sie bereiten uns Freude“, sagt der touristische Leiter von Müller-Kylltal-Reisen und lobt die Qualität von Netz, Service, Fahrer und Ausstattung. Der Fernbus könne junge Menschen für Busreisen begeistern. Zu häufig seien diese nämlich vom 80er-Jahre-Spanien-Bustourismus geprägt: dunkle Erinnerungen an 15-stündige Fahrten im überhitzten, verqualmten, engen Bus. Das sei heute zum Glück vorbei.
Zum einen sind die Billigflieger an die Stelle der sogenannten „Ferienpendel“ getreten und bringen heute die meisten Urlauber schneller in den Süden. Zum anderen ist der Komfort deutlich gestiegen: ein völlig anderes Raumklima, das an jenes in Flugzeugen heranreicht, mehr Platz, Panoramascheiben für eine gute Sicht, größere Kofferräume, Toiletten, Schlafsessel, Snacks und frischer Kaffee „an Bord“.
So lassen sich auch jüngere Kunden gewinnen, vor allem für Städtereisen. Denn der Fernbusreisende ist laut der Reiseanalyse 2015 der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen im Schnitt jünger, häufiger berufstätig oder in Schul-/Berufsausbildung als der typische Busreisende. Dieser ist im Mittel 58 Jahre alt, mehr als jeder zweite bereits im Ruhestand. Im Urlaub will er vor allem Abstand zum Alltag gewinnen und gibt dafür pro Reise durchschnittlich 718 Euro aus.
Ihre Ansprüche sind hoch, schließlich machen sich die Senioren im Internet inzwischen ebenso wie Jüngere über Reiseziele und Hotels schlau. „Viele Senioren sind bis ins hohe Alter mobil, fit und verreisen sehr gerne“, sagt Ursula Feuerer, die zusammen mit ihrem Sohn Christian das Unternehmen Feuerer Bustouristik in Bernkastel-Andel leitet. Sie wollen unterwegs neue Menschen kennenlernen, gut essen und trinken, sich wohlfühlen – und etwas erleben!
MIT STARS UNTERWEGS
Der Eventcharakter ist aus Sicht von Thomas Müller der stärkste Magnet von Busreisen. Der Renner bei Müller-Kylltal sind die Paris-Fahrten, die jedes Jahr etwa 4000 Menschen buchen. Dann sitzt Müller oft selbst am Steuer – und der Trierer Mundart-Sänger Helmut Leiendecker oder Tenor Thomas Kiessling übernehmen das Ruder. Eine Fahrt, auf der die Teilnehmer gemeinsam singen, lachen und „regionale Stars hautnah kennenlernen, mit denen man sich identifizieren kann“, wie Müller sagt. Mit dem Paris-Experten Leiendecker geht es dann zum „Eisenträjerturm“ oder „Em Schampes sein Eliesee“, Kiessling gestaltet unter anderem einen exklusiven Chanson-Abend in einem Pariser Restaurant.
Interessante Menschen kennenzulernen, das ermöglichen ebenfalls die historischen Reisen zu den Schlachtfeldern von Verdun, zum Westwall oder in die Normandie. So begleitet zum Beispiel der Militärhistoriker Markus Klauser die Reise „Tour der 3 Schlachtfelder – Westfront“; schon seit 1983 forscht er zum Ersten Weltkrieg.
Den klassischen Erlebnischarakter bieten natürlich Musicals und Konzerte, Oktoberfeste, der ZDF-Fernsehgarten und Fußballspiele in Leverkusen oder Dortmund, die oft innerhalb von wenigen Minuten ausgebucht sind. Die Linden-Reisen KG aus Stadtkyll bietet sogar Fahrten mit Betriebsbesuchen bei Herstellern von Land- und Forstmaschinen an.
Dabei suchen die Teilnehmer nicht nur den Kontakt zu den Reiseführern, sondern auch untereinander. „Viele reisen häufiger mit und kennen sich inzwischen“, sagt Manfred Marx, Geschäftsführer der Marx Reisen GmbH aus Morbach. So bieten Busreisen gerade für Alleinstehende Vorteile. Die Saisonabschlussfahrten mit bis zu 250 Teilnehmern seien inzwischen eine Art Familientreffen. Auch den engen Kontakt zu den Busunternehmern wissen viele zu schätzen, handelt es sich doch meist um kleine oder mittelständische Familienbetriebe, die schon seit Jahrzehnten am Markt sind.
Aufgrund dessen haben die meisten mehrere Standbeine und nutzen ihre Busse in der Regel neben Gruppenreisen auch für Vereins- oder Firmenreisen, die sie auf Wunsch komplett durchplanen, für Klassenfahrten, Tagesausflüge und Transfers. Mit Müller-Kylltal-Reisen sind so Tupperware-Vertrieblerinnen ebenso unterwegs wie Messdiener oder Rock-am-Ring-Besucher. Auch klassische Linienfahrten im öffentlichen Personen-Nahverkehr gehören meist dazu.
TAGESFAHRTEN NACH LUXEMBURG & CO.
Die Feuerer Bustouristik ist auf einem weiteren Gebiet unterwegs und eröffnet Urlaubsgästen an der Mosel die Möglichkeit, die Gegend in Tagesfahrten zu erkunden. In der Hauptsaison gibt es einen fixen Fahrplan mit Fahrten an der Mosel entlang bis nach Koblenz, Touren nach Luxemburg, an die deutsche Edelsteinstraße, an die Saarschleife oder das Drei-Länder-Eck, nach Trier oder Paris. Gerade für die Römerstadt sind die Bustouren relevant, reisen auf diesem Weg doch 80 bis 90 Prozent der Tagesbesucher an. Allein 9000 Stadtführungen gibt es jedes Jahr für Busreisegruppen.
Diese Tagesfahrten sprechen vor allem Reisende an, die individuell ein Hotel oder eine Pension vor Ort gebucht haben, oder aber Schiffsreisende, die in Bernkastel-Kues anlegen. Daneben bringt Feuerer Reisen Busgruppen an die Mosel und betreut diese vor Ort.
Die ersten Ausflüge dieser Art führten in den 50er-Jahren mit dem VW-Bus in die Eifel, erzählt Ursula Feuerer. Die gefragtesten Ziele seien heute Trier und Luxemburg. Das Unternehmen blickt zuversichtlich in die Zukunft, da es in allen Bereichen wachse.
Ein Problem wiederum stellt aus Sicht von Manfred Marx der Trend dar, kurzfristig einen Urlaub zu buchen. Es komme immer wieder vor, dass er wegen der geringen Teilnehmerzahl Fahrten absagen musste, für die kurz vor dem Reisetermin dann doch noch zahlreiche Anfragen bei ihm eingingen, sagt Marx. Oft wüssten die Interessenten eben nicht, ob sie zum Reisetermin gesundheitlich fit genug seien – und buchen deshalb erst kurz vorher.
A propos Gesundheit: Auch sie kann das Thema von Busreisen sein. So hat die Feuerer Bustouristik schon seit 25 Jahren Kurreisen nach Marienbad, Bad Wildungen oder Bad Kissingen im Angebot, die zahlreiche Anwendungen beinhalten.
KOMBINATION MIT FLUG ODER FAHRRAD
Jenseits solcher Klassiker wissen die Unternehmen, dass sie immer wieder Neues wagen müssen. „Wir müssen mit dem Trend der Zeit gehen und auch mal Risiken bei der Reisekonzeption eingehen, um ein Produkt zum Erfolg zu führen“, sagt Marco Krebs, Inhaber von Linden-Reisen. Das Eifeler Unternehmen setzt unter anderem auf neue Kombinationen wie „Bus und Bike“ oder eine Gruppenflugreise nach Rom mit einem Bus vor Ort, der Transfers und Stadtrundfahrten ermöglicht. „Auch exotische Reiseziele wie Usbekistan oder Radreisen in Kuba liegen immer mehr im Trend“, berichtet Krebs. „Die Menschen suchen eben das Außergewöhnliche.“
Auch Marx, dessen Vater das Hunsrücker Unternehmen 1964 gegründet hat, hat schon Reisen bis nach Tunesien und ans Nordkap angeboten. Innerhalb von Deutschland wird vor allem Norddeutschland als Ziel immer beliebter, berichten die Busunternehmer.
Warum die Menschen gerne mit dem Bus verreisen, ist für sie klar: Ihre Kunden werden an die Hand genommen und müssen sich um nichts kümmern. So sei der Urlaub bequem und das Umfeld vertraut – auch, weil sie in der Person des Busfahrers einen festen Ansprechpartner haben, wie Ursula Feuerer sagt. „Sie nehmen außerdem die Umgebung ganz anders wahr und müssen sich ihr Programm nicht selbst zusammenpuzzeln.“ So manchen Geheimtipp hätten die Urlauber sonst nicht entdeckt. Besonders zu schätzen wissen die Unternehmer daher ihre Fahrer, die häufig am Reiseziel jeden Stein kennen, amüsante Geschichten zu erzählen haben und den Reisenden bei Problemen aller Art weiterhelfen.
STABILES PREISNIVEAU
Das komplette Programm vor Ort ist meist mit im Paket, nur selten nutzen Reisende den Bus nur als Transportmittel und organisieren ihre Touren vor Ort selbst. Auch deshalb ist der Fernbus keine wirkliche Konkurrenz; hier reisen jene nicht mit, die an die Hand genommen werden wollen.
Auch stimmt bei den Bustouren, die zu 80 Prozent Pauschalreisen sind, der Preis, betont Marx. Der ist übrigens stabil, es werden aktuell keine großen Sprünge nach oben oder unten erwartet.
Die Potenziale auf dem deutschen Markt sieht auch die Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen in ihrer Reiseanalyse 2015. Darin gab knapp ein Viertel der Befragten an, bis 2016 eine Busreise unternehmen zu wollen. Der RDA-Marktforschungsbericht rechnet für diesen Zeitraum mit 16,21 Millionen Menschen, die eine solche Tour planen.
Und wo geht die Reise hin? Neben dem Erlebnischarakter steht für Thomas Müller der kulinarische Genuss im Fokus, zum Beispiel bei den Weinreisen für Liebhaber zu berühmten Weingütern an Mosel und Saar. Im kommenden Jahr soll es deshalb auch Bierreisen in die Eifel mit regionalen Fachleuten geben.
Linden-Reisen lassen inzwischen sogar von der Gemünder Brauerei ihr eigenes Bier brauen: Das dunkle Untergärige gibt es bei jeder Buchung als Dankeschön dazu. „Das kommt super an“, sagt Krebs, der für sein Busreiseunternehmen ebenso wie für deren drei Reisebüros positiv in die Zukunft blickt.
Müller sieht die Zukunft auch in der Nachhaltigkeit des Reisebusverkehrs, in kleineren Gruppen, sehr guter Qualität („top Bus, top Busfahrer, top Ziele“) und einer hohen Programmdichte. „Ich weiß zwar noch nicht genau, wo die Reise hingeht, aber ich hab viel Lust dazu!“
Urlaub ist Erholung. Im Idealfall. Er kann aber auch in Stress ausarten: wenn die Airline – oder vor Ort der Mietwagen – streikt, sich vor den Parkplätzen an den touristischen Hotspots lange Schlangen bilden und sich die Reisenden wegen der Tages- und Routenplanung in die Wolle bekommen. Wer das fürchtet, wird zu jenen gehören, die gerne Kataloge der Busunternehmen wälzen. Ein Kurztrip nach Paris, sechs Tage Zauber der Provence oder eine Reise um den Gardasee? Wer hier bucht, kann die Straßenkarten getrost zur Seite legen und überlässt die Führung den Routiniers.
Das ist einer der Gründe, warum allein 2013 knapp fünf Millionen Deutsche, eine Viertelmillion mehr als 2012, mit dem Bus in den Urlaub gefahren sind. Das meldet der Internationale Bustouristik-Verband RDA in seinem Marktforschungsbericht 2014. Damit hatten Busreisen einen stabilen Anteil von acht Prozent an allen deutschen Urlaubstouren, nach Auto (45 Prozent) und Flugzeug (38 Prozent).
Knapp zwei Drittel hatten das Ausland zum Ziel, besonders häufig Italien, Österreich und Polen. In den Top 5 der beliebtesten Destinationen in Deutschland ist Rheinland-Pfalz zwar nicht zu finden; hier haben Bayern und Mecklenburg-Vorpommern die Nase vorn. Aber in keinem anderen Bundesland ist nach dieser Erhebung der Bustourismus so bedeutend: Jede vierte Reise der Deutschen, die nach Rheinland-Pfalz führt, erfolgt mit dem Bus.
BRANCHE IST ZUVERSICHTLICH
Bundesweit beträgt der jährliche Bruttoumsatz der Bustouristik, mit Umsätzen aus Zusatzleistungen wie Hotel und Essen, laut RDA 10,5 Milliarden Euro. Den größten Anteil am Marktvolumen haben Tagesfahrten und Ausflüge, gefolgt von kombinierten Busreisen, Kurz-Urlaubsfahrten und Busreisen mit einer Dauer ab fünf Tagen.
Nach der Konjunkturumfrage 2014/15 des Bundesverbands Deutscher Omnibusunternehmer ist die Stimmung in der Bustouristik zum dritten Mal in Folge gestiegen und hat damit ein neues Hoch erreicht. 85 Prozent der Unternehmer schätzen ihre Situation derzeit als gut (sechs Prozent mehr als im Vorjahr) oder gleichbleibend ein. Eine Verbesserung der Geschäftslage im Vergleich zum Vorjahr sehen 32 Prozent der Unternehmen. Damit scheint die „geschäftlich äußerst schwierige Phase in den zurückliegenden zehn Jahren“ dem Optimismus gewichen zu sein, wie der bdo vermeldet.
Die Zuversicht der Branche bestätigt sich beim Blick in die Region Trier. Einer der Schwergewichte in der Branche ist die Müller-Kylltal-Reisen GmbH mit Sitz in Trierweiler. Sie ist mit mehr als 100 Fahrzeugen in Deutschland und dem Ausland unterwegs, beschäftigt in der Hochsaison bis zu 200 Mitarbeiter, hat vier Standorte und fünf eigene Reisebüros. In dem 124 Seiten dicken Katalog findet sich so ziemlich alles, was das (Busreise-)Herz begehrt: Eventreisen, historische Reisen, kombinierte Schiffsreisen, Musikreisen, Rund- und Erlebnisreisen und, und, und. Die Urlauber können das Jahr mit dem Winterzauber in der Schweiz beginnen, es mit dem Frühlingserwachen in Oslo und dem Bergsommer in Tirol fortsetzen und es mit dem Herbst im Chiemgauer Land ausklingen lassen. 25 000 Menschen jährlich bringt das Unternehmen im touristischen Bereich zum Ziel.
FERNBUS WECKT NEUGIER DER JÜNGEREN
Die aktuell gute Nachfrage erklärt Thomas Müller auch mit jenen, die eigentlich als Konkurrenz galten: den Fernbussen. „Sie bereiten uns Freude“, sagt der touristische Leiter von Müller-Kylltal-Reisen und lobt die Qualität von Netz, Service, Fahrer und Ausstattung. Der Fernbus könne junge Menschen für Busreisen begeistern. Zu häufig seien diese nämlich vom 80er-Jahre-Spanien-Bustourismus geprägt: dunkle Erinnerungen an 15-stündige Fahrten im überhitzten, verqualmten, engen Bus. Das sei heute zum Glück vorbei.
Zum einen sind die Billigflieger an die Stelle der sogenannten „Ferienpendel“ getreten und bringen heute die meisten Urlauber schneller in den Süden. Zum anderen ist der Komfort deutlich gestiegen: ein völlig anderes Raumklima, das an jenes in Flugzeugen heranreicht, mehr Platz, Panoramascheiben für eine gute Sicht, größere Kofferräume, Toiletten, Schlafsessel, Snacks und frischer Kaffee „an Bord“.
So lassen sich auch jüngere Kunden gewinnen, vor allem für Städtereisen. Denn der Fernbusreisende ist laut der Reiseanalyse 2015 der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen im Schnitt jünger, häufiger berufstätig oder in Schul-/Berufsausbildung als der typische Busreisende. Dieser ist im Mittel 58 Jahre alt, mehr als jeder zweite bereits im Ruhestand. Im Urlaub will er vor allem Abstand zum Alltag gewinnen und gibt dafür pro Reise durchschnittlich 718 Euro aus.
Ihre Ansprüche sind hoch, schließlich machen sich die Senioren im Internet inzwischen ebenso wie Jüngere über Reiseziele und Hotels schlau. „Viele Senioren sind bis ins hohe Alter mobil, fit und verreisen sehr gerne“, sagt Ursula Feuerer, die zusammen mit ihrem Sohn Christian das Unternehmen Feuerer Bustouristik in Bernkastel-Andel leitet. Sie wollen unterwegs neue Menschen kennenlernen, gut essen und trinken, sich wohlfühlen – und etwas erleben!
MIT STARS UNTERWEGS
Der Eventcharakter ist aus Sicht von Thomas Müller der stärkste Magnet von Busreisen. Der Renner bei Müller-Kylltal sind die Paris-Fahrten, die jedes Jahr etwa 4000 Menschen buchen. Dann sitzt Müller oft selbst am Steuer – und der Trierer Mundart-Sänger Helmut Leiendecker oder Tenor Thomas Kiessling übernehmen das Ruder. Eine Fahrt, auf der die Teilnehmer gemeinsam singen, lachen und „regionale Stars hautnah kennenlernen, mit denen man sich identifizieren kann“, wie Müller sagt. Mit dem Paris-Experten Leiendecker geht es dann zum „Eisenträjerturm“ oder „Em Schampes sein Eliesee“, Kiessling gestaltet unter anderem einen exklusiven Chanson-Abend in einem Pariser Restaurant.
Interessante Menschen kennenzulernen, das ermöglichen ebenfalls die historischen Reisen zu den Schlachtfeldern von Verdun, zum Westwall oder in die Normandie. So begleitet zum Beispiel der Militärhistoriker Markus Klauser die Reise „Tour der 3 Schlachtfelder – Westfront“; schon seit 1983 forscht er zum Ersten Weltkrieg.
Den klassischen Erlebnischarakter bieten natürlich Musicals und Konzerte, Oktoberfeste, der ZDF-Fernsehgarten und Fußballspiele in Leverkusen oder Dortmund, die oft innerhalb von wenigen Minuten ausgebucht sind. Die Linden-Reisen KG aus Stadtkyll bietet sogar Fahrten mit Betriebsbesuchen bei Herstellern von Land- und Forstmaschinen an.
Dabei suchen die Teilnehmer nicht nur den Kontakt zu den Reiseführern, sondern auch untereinander. „Viele reisen häufiger mit und kennen sich inzwischen“, sagt Manfred Marx, Geschäftsführer der Marx Reisen GmbH aus Morbach. So bieten Busreisen gerade für Alleinstehende Vorteile. Die Saisonabschlussfahrten mit bis zu 250 Teilnehmern seien inzwischen eine Art Familientreffen. Auch den engen Kontakt zu den Busunternehmern wissen viele zu schätzen, handelt es sich doch meist um kleine oder mittelständische Familienbetriebe, die schon seit Jahrzehnten am Markt sind.
Aufgrund dessen haben die meisten mehrere Standbeine und nutzen ihre Busse in der Regel neben Gruppenreisen auch für Vereins- oder Firmenreisen, die sie auf Wunsch komplett durchplanen, für Klassenfahrten, Tagesausflüge und Transfers. Mit Müller-Kylltal-Reisen sind so Tupperware-Vertrieblerinnen ebenso unterwegs wie Messdiener oder Rock-am-Ring-Besucher. Auch klassische Linienfahrten im öffentlichen Personen-Nahverkehr gehören meist dazu.
TAGESFAHRTEN NACH LUXEMBURG & CO.
Die Feuerer Bustouristik ist auf einem weiteren Gebiet unterwegs und eröffnet Urlaubsgästen an der Mosel die Möglichkeit, die Gegend in Tagesfahrten zu erkunden. In der Hauptsaison gibt es einen fixen Fahrplan mit Fahrten an der Mosel entlang bis nach Koblenz, Touren nach Luxemburg, an die deutsche Edelsteinstraße, an die Saarschleife oder das Drei-Länder-Eck, nach Trier oder Paris. Gerade für die Römerstadt sind die Bustouren relevant, reisen auf diesem Weg doch 80 bis 90 Prozent der Tagesbesucher an. Allein 9000 Stadtführungen gibt es jedes Jahr für Busreisegruppen.
Diese Tagesfahrten sprechen vor allem Reisende an, die individuell ein Hotel oder eine Pension vor Ort gebucht haben, oder aber Schiffsreisende, die in Bernkastel-Kues anlegen. Daneben bringt Feuerer Reisen Busgruppen an die Mosel und betreut diese vor Ort.
Die ersten Ausflüge dieser Art führten in den 50er-Jahren mit dem VW-Bus in die Eifel, erzählt Ursula Feuerer. Die gefragtesten Ziele seien heute Trier und Luxemburg. Das Unternehmen blickt zuversichtlich in die Zukunft, da es in allen Bereichen wachse.
Ein Problem wiederum stellt aus Sicht von Manfred Marx der Trend dar, kurzfristig einen Urlaub zu buchen. Es komme immer wieder vor, dass er wegen der geringen Teilnehmerzahl Fahrten absagen musste, für die kurz vor dem Reisetermin dann doch noch zahlreiche Anfragen bei ihm eingingen, sagt Marx. Oft wüssten die Interessenten eben nicht, ob sie zum Reisetermin gesundheitlich fit genug seien – und buchen deshalb erst kurz vorher.
A propos Gesundheit: Auch sie kann das Thema von Busreisen sein. So hat die Feuerer Bustouristik schon seit 25 Jahren Kurreisen nach Marienbad, Bad Wildungen oder Bad Kissingen im Angebot, die zahlreiche Anwendungen beinhalten.
KOMBINATION MIT FLUG ODER FAHRRAD
Jenseits solcher Klassiker wissen die Unternehmen, dass sie immer wieder Neues wagen müssen. „Wir müssen mit dem Trend der Zeit gehen und auch mal Risiken bei der Reisekonzeption eingehen, um ein Produkt zum Erfolg zu führen“, sagt Marco Krebs, Inhaber von Linden-Reisen. Das Eifeler Unternehmen setzt unter anderem auf neue Kombinationen wie „Bus und Bike“ oder eine Gruppenflugreise nach Rom mit einem Bus vor Ort, der Transfers und Stadtrundfahrten ermöglicht. „Auch exotische Reiseziele wie Usbekistan oder Radreisen in Kuba liegen immer mehr im Trend“, berichtet Krebs. „Die Menschen suchen eben das Außergewöhnliche.“
Auch Marx, dessen Vater das Hunsrücker Unternehmen 1964 gegründet hat, hat schon Reisen bis nach Tunesien und ans Nordkap angeboten. Innerhalb von Deutschland wird vor allem Norddeutschland als Ziel immer beliebter, berichten die Busunternehmer.
Warum die Menschen gerne mit dem Bus verreisen, ist für sie klar: Ihre Kunden werden an die Hand genommen und müssen sich um nichts kümmern. So sei der Urlaub bequem und das Umfeld vertraut – auch, weil sie in der Person des Busfahrers einen festen Ansprechpartner haben, wie Ursula Feuerer sagt. „Sie nehmen außerdem die Umgebung ganz anders wahr und müssen sich ihr Programm nicht selbst zusammenpuzzeln.“ So manchen Geheimtipp hätten die Urlauber sonst nicht entdeckt. Besonders zu schätzen wissen die Unternehmer daher ihre Fahrer, die häufig am Reiseziel jeden Stein kennen, amüsante Geschichten zu erzählen haben und den Reisenden bei Problemen aller Art weiterhelfen.
STABILES PREISNIVEAU
Das komplette Programm vor Ort ist meist mit im Paket, nur selten nutzen Reisende den Bus nur als Transportmittel und organisieren ihre Touren vor Ort selbst. Auch deshalb ist der Fernbus keine wirkliche Konkurrenz; hier reisen jene nicht mit, die an die Hand genommen werden wollen.
Auch stimmt bei den Bustouren, die zu 80 Prozent Pauschalreisen sind, der Preis, betont Marx. Der ist übrigens stabil, es werden aktuell keine großen Sprünge nach oben oder unten erwartet.
Die Potenziale auf dem deutschen Markt sieht auch die Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen in ihrer Reiseanalyse 2015. Darin gab knapp ein Viertel der Befragten an, bis 2016 eine Busreise unternehmen zu wollen. Der RDA-Marktforschungsbericht rechnet für diesen Zeitraum mit 16,21 Millionen Menschen, die eine solche Tour planen.
Und wo geht die Reise hin? Neben dem Erlebnischarakter steht für Thomas Müller der kulinarische Genuss im Fokus, zum Beispiel bei den Weinreisen für Liebhaber zu berühmten Weingütern an Mosel und Saar. Im kommenden Jahr soll es deshalb auch Bierreisen in die Eifel mit regionalen Fachleuten geben.
Linden-Reisen lassen inzwischen sogar von der Gemünder Brauerei ihr eigenes Bier brauen: Das dunkle Untergärige gibt es bei jeder Buchung als Dankeschön dazu. „Das kommt super an“, sagt Krebs, der für sein Busreiseunternehmen ebenso wie für deren drei Reisebüros positiv in die Zukunft blickt.
Müller sieht die Zukunft auch in der Nachhaltigkeit des Reisebusverkehrs, in kleineren Gruppen, sehr guter Qualität („top Bus, top Busfahrer, top Ziele“) und einer hohen Programmdichte. „Ich weiß zwar noch nicht genau, wo die Reise hingeht, aber ich hab viel Lust dazu!“