Zum dritten Mal in Folge melden Unternehmen, dass die hohen Energiepreise zu einer Rückstellung von Investitionen führen. Besonders betroffen sind Forschung und Entwicklung sowie die Kernprozesse der Unternehmen. Während im vergangenen Jahr indes noch mehr als jedes zweite Unternehmen dadurch seine Wettbewerbsfähigkeit in Gefahr sah, sind es heute „nur noch“ knapp 40 Prozent.
Gefragt nach den Haupthindernissen einer erfolgreichen Transformation zu mehr Klimaschutz geben über alle Branchen hinweg 64 Prozent (Mehrfachantworten möglich) der Unternehmen die übermäßige Bürokratie in Deutschland an, gefolgt von fehlenden Informationen bzw. Planbarkeit und Verlässlichkeit in der Energiepolitik (54,2 Prozent) sowie langsame Planungs- und Genehmigungsverfahren (41,2 Prozent). Auf den Plätzen vier und fünf folgen der Fachkräftemangel und die hohen Energiepreise.
Im Ergebnis fordert die Wirtschaft geeignete Maßnahmen, um die Energiewende und den Klimaschutz sicher, bezahlbar und umweltverträglich zu gestalten: Jedes zweite Unternehmen spricht sich für die weitere Senkung von Steuern und Abgaben auf den Strompreis aus. Knapp 90 % der befragten Unternehmen sind der Meinung, dass die Rahmenbedingungen für Eigenversorgung und Direktlieferverträge verbessert werden müssen. Und rund drei Viertel geben an, dass CO2-Abscheidung, Transport und Nutzung möglich sein müssen. Zudem lässt die Auswertung der Rückmeldungen die Erkenntnis zu, dass Engpässe bei Übertragungs- und Verteilnetzbetreibern zunehmend als Problem gesehen werden. Hier besteht aus Sicht der Unternehmen gesteigerter Handlungsbedarf, um die grundlastorientierte Energieversorgung in den Betrieben trotz zunehmend volatilem Stromanteil in der Energieerzeugung störungsfrei zu gewährleisten. Gleiches gilt im Hinblick auf den zukunftssicheren Ausbau der Energieinfrastrukturprojekte: Wie die Rückmeldungen der befragten Unternehmen zeigen, erwartet man sich hier von der Politik insbesondere verlässlichere Planungsszenarien.
Bei den Energiepreisen zeichnet sich im Vergleich zum Vorjahresergebnis eine leichte Entspannung ab: Gaben 2023 noch knapp 80 Prozent der Unternehmen an, von steigenden Preisen betroffen zu sein, ist es in diesem Jahr noch jedes Zweite. Dennoch bleibt die fehlende Planbarkeit hinsichtlich der Entwicklung der Energiekosten weiterhin ein essenzielles Problem der gewerblichen Wirtschaft. Die Bedeutung der Preisschwankungen ist für 83 % der Unternehmen gleichgeblieben oder gar gestiegen.
Auch deshalb beschäftigen sich rund 90 Prozent weiterhin mit Möglichkeiten zur Energieeinsparung. Die Einsparpotenziale beim Endenergieverbrauch werden von über 70 Prozent der Unternehmen aber als eher gering (< 5 Prozent) eingeschätzt. Die größten Einsparmöglichkeiten sehen sie dabei im Bereich der Stromnutzung. Wie die diesbezüglichen Rückmeldungen zeigen, planen über 60 Prozent in diesem Zusammenhang zusätzliche Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz oder haben diese bereits initiiert. Dazu erwägen die meisten Unternehmen nach wie vor Investitionen in effiziente Technik sowie die Implementierung von Energie- und/oder Umwelt-Managementsystemen. Mehr als jedes dritte Unternehmen erachtet jedoch die Einbindung von externen Dienstleistern aufgrund der Komplexität als unverzichtbar.
Viele der Unternehmen setzen auch verstärkt auf eine erhöhte Eigenstromerzeugung. So wurden in den vergangenen zwei Jahren kontinuierlich Schritte eingeleitet, um die Kapazitäten für die eigene Erzeugung erneuerbarer Energien auszubauen. Fast jedes zweite Unternehmen hat bereits entsprechende Maßnahmen umgesetzt oder plant diese. Zudem beabsichtigt jedes dritte Unternehmen, seine Fahrzeugflotte weiter auf Elektrofahrzeuge umzustellen und die notwendige Ladeinfrastruktur aufzubauen. Die Nutzung von E-Fuels ist für jedes fünfte Unternehmen relevant, die Nutzung von Wasserstoff bei jedem zehnten.
Die Wirtschaft reagiert auf die Veränderungen der Energiewirtschaft und -politik überwiegend mit einer Ausrichtung auf klimaschonende Produkte und Dienstleistungen sowie mit der Umstellung der eigenen Lieferkette auf klimaschonende Vorprodukte. Auch gibt jedes zweite Unternehmen an, die zusätzlichen Energiekosten an die Kunden weitergeben zu müssen, um die eigene finanzielle Stabilität und Wettbewerbsfähigkeit hierdurch nicht nachwirkend zu schädigen. Die Erschließung neuer Geschäftsfelder im Ausland verhält sich hingegen zurückhaltend – ein bedenklicher Sachverhalt für ein exportorientiertes Land wie Rheinland-Pfalz. Über 28 Prozent der Unternehmen erwägen indes eine Verlagerung von Kapazitäten ins Ausland. Im Vergleich zu den letzten zwei Jahren hat sich die Anzahl der Unternehmen, die solche Maßnahmen planen, fast verdoppelt.
Gefragt, bis zu welchem Zeitpunkt die Unternehmen die Klimaneutralität im eigenen Betrieb als möglich erachten bzw. planen, geben mehr als die Hälfte der Unternehmen einen mit den Bundeszielen vereinbaren Zielkorridor bis zum Jahr 2045 an. Bezogen auf das ambitionierte Ziel des Landes Rheinland-Pfalz, eine Klimaneutralität bis spätestens 2040 anzustreben, weicht somit die Mehrheit der rückmeldenden Unternehmen mit ihren praxisbezogenen Einschätzungen zeitlich vom Landesziel 2040 ab.