Die optimale Nutzung von Flächen bedeutet für Unternehmen, Kommunen und Projektentwickler eine zentrale Herausforderung. Innovative Strategien, die Geoinformationssysteme (GIS) und Künstliche Intelligenz (KI) nutzen, können brachliegende Potenziale identifizieren und Flächen effizienter entwickeln. Und davon profitiert am Ende auch der Arbeitsmarkt.
„Unser Ziel ist es, Arbeitsplätze zu erhalten und neue Arbeitsplätze zu schaffen“, sagt Thomas Schuck. Er ist Geschäftsführer der gwSaar Gesellschaft für Wirtschaftsförderung Saar mbH. Seit 1998 werden jährlich alle Industrie- und Gewerbeflächen in den 52 Kommunen und fünf Landkreisen im Saarland erhoben.
Gemeinden verfügten oft nur über unzureichende Kenntnisse, ob private gewerbliche Flächen noch genutzt werden oder brach liegen. „Deswegen sind wir in die Luft gegangen“, sagt Schuck. Mit dem Partner Spacedatists wertete man Luftbilder aus und glich sie mit den Verzeichnissen der IHKs ab. Anhand von Gebäudezustand oder Vegetationswachstum wurden so ungenutzte Flächen identifiziert.
Flächenkataster mit Infos für Unternehmen
Ein Flächenkataster ermöglicht eine flurstückgenaue Kartierung und datenbasierte Planungen. Flächensteckbriefe fassen die relevanten Informationen für ansiedlungsinteressierte Unternehmen zusammen, um Standortentscheidungen zu erleichtern. Seit 2023 werden die Flächen über das Vermarktungsportal „Germany's Saarland“ präsentiert.
Das Unternehmen Vetter Pharma aus Ravensburg ist ein Weltmarktführer für Injektionsinstrumente. Es suchte einen Standort in überschaubarer Entfernung mit mindestens 20 Hektar Fläche und Arbeitskräftepotenzial. Auf einem Teil eines Geländes in Saarlouis, wo der Autobauer Ford seine Produktion Ende 2025 einstellt, entsteht nun eine aseptische Arzneimittelabfüllung.
Die Weiterentwicklung des Flächensystems setzt auf enge Kooperation mit regionalen Wirtschaftsförderern. Anstatt jede Kommune einzeln zu besuchen, werden digitale Schnittstellen genutzt, um aktuelle Daten effizient zu integrieren, wie Schuck erklärt. So entstehe ein lernendes System, das Veränderungen schnell erfasst und als Akquise-Instrument für das Bundesland dient.
Schnelle Verfügbarkeit zu jedem Grundstück
KI spielt bei der Erschließung ungenutzter Flächen eine wachsende Rolle. Darauf ist das Unternehmen syte aus Münster in Westfalen spezialisiert, das 2023 mit dem Deutschen KI-Preis in der Kategorie Start-up ausgezeichnet wurde. „Syte kann sehr schnell sehr gute Daten zu jedem einzelnen Grundstück und zu jedem einzelnen Gebäude in ganz Deutschland bieten“, sagt Senior Key Account Manager Nilas Möllenkamp.
Weil die KI auf das deutsche Baurecht trainiert ist, kann sie eine erste Einschätzung abgeben, ob auf dem Gelände überhaupt gebaut werden darf. Sie kann die Fläche eines Grundstücks ermitteln, die bebaut werden kann, Kosten abschätzen oder das Photovoltaikpotenzial ermitteln. Auch energetische Sanierungspläne mit Maßnahmen und Kosten für Gebäude können erstellt werden.
KI werde die Erschließung von Gewerbeflächen grundlegend verändern, glaubt Möllenkamp: „Technisch werden wir schon in drei Jahren ganz andere Möglichkeiten haben als heute.“
Links zum Thema:
www.germanys.saarland
www.spacedatists.de
www.syte.ms
Die Beiträge dieser Serie basieren auf der Online-Veranstaltungsreihe „Gewerbegebiete zukunftsfähig gestalten“ der IHK-Arbeitsgemeinschaft in Rheinland-Pfalz/Saarland und der Metropolregion Rhein-Neckar.
Zur Gesamtübersicht:
www.ihk-rlp.de/zukunft-gewerbegebiete-2025
Autor
Stephan Köhnlein
info@stephan-koehnlein.de