14.03.2025
Die Infrastruktur ist das Fundament unseres Wohlstands
Dieser Text ist vom 14.03.2025 und könnte inhaltlich veraltet sein.
Interview mit Volker Klassen, Geschäftsführer der Trierer Hafengesellschaft
2025 feiert der Hafen Trier sein 60-jähriges Bestehen. Was macht ihn unverzichtbar für die Region?
Der Hafen Trier und seine Entwicklung ist eine europäische Erfolgsstory. Schon 1956 haben sich die beteiligten Nachbarn Deutschland, Frankreich und Luxemburg mit Blick auf wirtschaftliche Prosperität auf den Ausbau der Mosel als Großschifffahrtsstraße verständigt. Das Erfolgsprojekt spiegelt wunderbar wider, wie Regionen von vernünftiger Infrastruktur und Zusammenarbeit profitieren können.
Welche Rolle spielt dabei die Hafengesellschaft?
Wir kümmern uns um die Infrastruktur und überlassen die Umschlags- und Dienstleistungsaktivitäten der Privatwirtschaft, die sich hier angesiedelt hat. Zum Beispiel das Varo Tanklager als Versorgungsquelle der Region für fossile Brennstoffe. Die Steil Gruppe, die hier Straße, Schiene und Wasserstraße für ihr Geschäft der Metallaufbereitung nutzt. Oder unser Terminalbetreiber Am Zehnhoff-Söns, der mit logistischen Dienstleistungen für Unternehmen im Umkreis von 80 bis 100 Kilometern ein Tor zur Welt schafft, Im- und Export ermöglicht.
Welche Firmen zählen zu den Hauptnutzern als Lieferanten und Empfänger?
Neben ansässigen Unternehmen wie der Steil Gruppe und dem Moselstahlwerk nutzen zahlreiche weitere Unternehmen aus der Region und darüber hinaus unsere trimodale Anbindung. Wir sind kein Binnenhafen mit angeschlossenem Gewerbegebiet, sondern verstehen uns als Gewerbe-Industrie-Standort, der die Verkehrsträger miteinander verknüpft und als Portfolio den Unternehmen anbietet.
Nach dem Unfall eines Güterschiffs in der Schleuse Müden war die Mosel zunächst auf ungewisse Zeit nicht mehr durchgängig befahrbar. Warum ist es so wichtig, solche Situationen zu vermeiden?
Unternehmen müssen das Zutrauen haben können, dass die Infrastruktur dauerhaft funktioniert. Das bedeutet bei den Schleusen sinnvollerweise eine zweite Kammer, um die Kapazität zu erhöhen und als Ersatz, wenn eine Kammer ausfällt. Ebenso ist ein Vorhalten von Ersatzteilen für eine direkte und schnelle Reparatur wichtig.
Wie lief aus Ihrer Sicht das Krisenmanagement durch die Schifffahrtsverwaltung?
Ich habe mich etwas gewundert, als es schon nach einem halben Tag hieß, dass womöglich bis Ende März nichts mehr gehe. Letztlich wurde die Reparatur dann doch deutlich schneller umgesetzt, sicherlich auch durch den öffentlichen Druck und das große Medienecho auf die zunächst verlautete Ausfallzeit. Jedenfalls lässt sich daraus für die Kommunikation bei solchen Vorfällen lernen, nur einen verlässlichen Zeitplan zu kommunizieren. Eine funktionierende Logistik beruht auf einer funktionierenden Infrastruktur. Deshalb ist meine Forderung: Ausbau der zweiten Schleusenkammern, Vorhalten von Ersatzteilen, Elektrifizierung der Eifelstrecke für den Bahnverkehr und schnellstmögliche Reparatur der Ehranger Brücke sowie der sofortige Einstieg in die Neubauplanung dieser Brücke parallel zur Instandsetzung.
Die reine Umschlagmenge im Hafen und die Tonnage in der Güterschifffahrt allgemein sind seit Jahren rückläufig. Was sind die Gründe, und wie lässt sich dem gegensteuern?
Die Montan- und Stahlindustrie hat sich verändert, auch mit Blick auf Luxemburg, Frankreich und das Saarland. Bei klassischen Massengütern wie Kohle, Heizöl und Diesel gibt es Rückgänge. Im Gegensatz dazu verzeichnen Flusskreuzfahrtschiffe eine enorme Steigerung. Die Wasserstraße hat also weiter ihre Berechtigung.
Weiterhin ist der Blick auf die nackte Zahl der Tonnage in meinen Augen nicht mehr zeitgemäß. Vielmehr spielt die Wertschöpfung eines Produktes im gesamten Prozess eine größere Rolle. Hieraus folgt, dass bei der Kosten-/Nutzenrechnung dieser Umstand auch eine entsprechende Berücksichtigung bei der Bewertung von Infrastrukturprojekten findet. Zudem ist das Binnenschiff für einige Güter aufgrund ihrer Größe / Sperrigkeit das einzig mögliche Transportmittel.
Der Hafen Trier versteht sich weiterhin als Logistik Hub mit trimodaler Anbindung. Das bedeutet, dass Kunden, die ihre Waren und Güter über den Hafen umschlagen, auf Bahn, Binnenschiff und Lkw zugreifen können. Um ein ideales Logistik-Angebot bieten zu können, haben wir z.B. den alten Kornspeicher abgerissen und so neue Flächen generiert, die der Logistik dienen.
Inwiefern profitieren Sie von Flusskreuzfahrtschiffen?
Wir als Region profitieren von den Flusskreuzfahrtschiffen, bezogen auf den Hafen Trier die Flusskreuzfahrtschiffe auch von uns. Bei uns können die Passagiere barrierefrei an und von Bord. Die Infrastruktur ermöglicht es den Schiffen, sich mit Wasser zu versorgen und auch den Müll zu entsorgen. Auch mögliche Störungen der Bevölkerung in Wohnortnähe können durch ein Festmachen im Hafen vermieden werden. Wir fordern als Hafen Trier die Region auf, mit mehr touristischen Angeboten an diese Gäste von diesem Zukunftsmarkt zu profitieren.
Eine der Innovationen im Hafen sind die Containerzugverbindungen nach Rotterdam und Antwerpen. Wie hat sich das Angebot etabliert?
Die Bahntransporte in die Seehäfen haben uns deutliche Steigerungen gebracht, da sind wir auf einem sehr hohen Niveau. Wir nehmen aber auch Kontinentaleuropa in den Blick mit Trailerverkehren. Damit lässt sich zum Beispiel Holz aus der heimischen Forstwirtschaft transportieren, aber auch Holz importieren für die holzverarbeitende Industrie in der Region.
Was erwarten Sie sich vom Bau der geplanten Logistikhalle?
Damit wollen wir zusätzliches Geschäft in den Hafen bringen und binden. Auf die für den Neubau vorgesehene Fläche passt eine Halle in der Größe von 12.000 bis 15.000 Quadratmetern. Sobald es uns gelungen ist, 50 Prozent der angedachten Fläche zu vermarkten, werden wir mit der Umsetzung dieser zukunftsweisenden Investition beginnen.
Wie kam es zur Kampagne #HafenFan mit Leichtathletik-Star Gesa Krause und vielen anderen Unterstützern?
Wir möchten auf eine andere Art und Weise Aufmerksamkeit erzeugen für eine Infrastruktur, die das wirtschaftliche Fundament unseres Wohlstands ist. Jeder #HafenFan stellt in der Kampagne seinen persönlichen Bezug zum Hafen Trier dar. Die Kampagne ist eingängig und verständlich, die Protagonisten wirken authentisch. Auf diese Weise können sich viele Menschen mit dem Hafen identifizieren.
Hafen Trier im Überblick
• Gesellschafter der Hafengesellschaft: Land Rheinland-Pfalz (83,92 Prozent) und Landkreis Trier-Saarburg (16,08 Prozent)
• Schiffsgüterumschlag (2024): 578.203 Tonnen
• Bahnumschlag (2024): 677.284 Tonnen
• Ansässige Firmen und Institutionen: > 40, mit 2500 Mitarbeitern
• www.hafen-trier.de
Der Hafen Trier und seine Entwicklung ist eine europäische Erfolgsstory. Schon 1956 haben sich die beteiligten Nachbarn Deutschland, Frankreich und Luxemburg mit Blick auf wirtschaftliche Prosperität auf den Ausbau der Mosel als Großschifffahrtsstraße verständigt. Das Erfolgsprojekt spiegelt wunderbar wider, wie Regionen von vernünftiger Infrastruktur und Zusammenarbeit profitieren können.
Welche Rolle spielt dabei die Hafengesellschaft?
Wir kümmern uns um die Infrastruktur und überlassen die Umschlags- und Dienstleistungsaktivitäten der Privatwirtschaft, die sich hier angesiedelt hat. Zum Beispiel das Varo Tanklager als Versorgungsquelle der Region für fossile Brennstoffe. Die Steil Gruppe, die hier Straße, Schiene und Wasserstraße für ihr Geschäft der Metallaufbereitung nutzt. Oder unser Terminalbetreiber Am Zehnhoff-Söns, der mit logistischen Dienstleistungen für Unternehmen im Umkreis von 80 bis 100 Kilometern ein Tor zur Welt schafft, Im- und Export ermöglicht.
Welche Firmen zählen zu den Hauptnutzern als Lieferanten und Empfänger?
Neben ansässigen Unternehmen wie der Steil Gruppe und dem Moselstahlwerk nutzen zahlreiche weitere Unternehmen aus der Region und darüber hinaus unsere trimodale Anbindung. Wir sind kein Binnenhafen mit angeschlossenem Gewerbegebiet, sondern verstehen uns als Gewerbe-Industrie-Standort, der die Verkehrsträger miteinander verknüpft und als Portfolio den Unternehmen anbietet.
Nach dem Unfall eines Güterschiffs in der Schleuse Müden war die Mosel zunächst auf ungewisse Zeit nicht mehr durchgängig befahrbar. Warum ist es so wichtig, solche Situationen zu vermeiden?
Unternehmen müssen das Zutrauen haben können, dass die Infrastruktur dauerhaft funktioniert. Das bedeutet bei den Schleusen sinnvollerweise eine zweite Kammer, um die Kapazität zu erhöhen und als Ersatz, wenn eine Kammer ausfällt. Ebenso ist ein Vorhalten von Ersatzteilen für eine direkte und schnelle Reparatur wichtig.
Wie lief aus Ihrer Sicht das Krisenmanagement durch die Schifffahrtsverwaltung?
Ich habe mich etwas gewundert, als es schon nach einem halben Tag hieß, dass womöglich bis Ende März nichts mehr gehe. Letztlich wurde die Reparatur dann doch deutlich schneller umgesetzt, sicherlich auch durch den öffentlichen Druck und das große Medienecho auf die zunächst verlautete Ausfallzeit. Jedenfalls lässt sich daraus für die Kommunikation bei solchen Vorfällen lernen, nur einen verlässlichen Zeitplan zu kommunizieren. Eine funktionierende Logistik beruht auf einer funktionierenden Infrastruktur. Deshalb ist meine Forderung: Ausbau der zweiten Schleusenkammern, Vorhalten von Ersatzteilen, Elektrifizierung der Eifelstrecke für den Bahnverkehr und schnellstmögliche Reparatur der Ehranger Brücke sowie der sofortige Einstieg in die Neubauplanung dieser Brücke parallel zur Instandsetzung.
Die reine Umschlagmenge im Hafen und die Tonnage in der Güterschifffahrt allgemein sind seit Jahren rückläufig. Was sind die Gründe, und wie lässt sich dem gegensteuern?
Die Montan- und Stahlindustrie hat sich verändert, auch mit Blick auf Luxemburg, Frankreich und das Saarland. Bei klassischen Massengütern wie Kohle, Heizöl und Diesel gibt es Rückgänge. Im Gegensatz dazu verzeichnen Flusskreuzfahrtschiffe eine enorme Steigerung. Die Wasserstraße hat also weiter ihre Berechtigung.
Weiterhin ist der Blick auf die nackte Zahl der Tonnage in meinen Augen nicht mehr zeitgemäß. Vielmehr spielt die Wertschöpfung eines Produktes im gesamten Prozess eine größere Rolle. Hieraus folgt, dass bei der Kosten-/Nutzenrechnung dieser Umstand auch eine entsprechende Berücksichtigung bei der Bewertung von Infrastrukturprojekten findet. Zudem ist das Binnenschiff für einige Güter aufgrund ihrer Größe / Sperrigkeit das einzig mögliche Transportmittel.
Der Hafen Trier versteht sich weiterhin als Logistik Hub mit trimodaler Anbindung. Das bedeutet, dass Kunden, die ihre Waren und Güter über den Hafen umschlagen, auf Bahn, Binnenschiff und Lkw zugreifen können. Um ein ideales Logistik-Angebot bieten zu können, haben wir z.B. den alten Kornspeicher abgerissen und so neue Flächen generiert, die der Logistik dienen.
Inwiefern profitieren Sie von Flusskreuzfahrtschiffen?
Wir als Region profitieren von den Flusskreuzfahrtschiffen, bezogen auf den Hafen Trier die Flusskreuzfahrtschiffe auch von uns. Bei uns können die Passagiere barrierefrei an und von Bord. Die Infrastruktur ermöglicht es den Schiffen, sich mit Wasser zu versorgen und auch den Müll zu entsorgen. Auch mögliche Störungen der Bevölkerung in Wohnortnähe können durch ein Festmachen im Hafen vermieden werden. Wir fordern als Hafen Trier die Region auf, mit mehr touristischen Angeboten an diese Gäste von diesem Zukunftsmarkt zu profitieren.
Eine der Innovationen im Hafen sind die Containerzugverbindungen nach Rotterdam und Antwerpen. Wie hat sich das Angebot etabliert?
Die Bahntransporte in die Seehäfen haben uns deutliche Steigerungen gebracht, da sind wir auf einem sehr hohen Niveau. Wir nehmen aber auch Kontinentaleuropa in den Blick mit Trailerverkehren. Damit lässt sich zum Beispiel Holz aus der heimischen Forstwirtschaft transportieren, aber auch Holz importieren für die holzverarbeitende Industrie in der Region.
Was erwarten Sie sich vom Bau der geplanten Logistikhalle?
Damit wollen wir zusätzliches Geschäft in den Hafen bringen und binden. Auf die für den Neubau vorgesehene Fläche passt eine Halle in der Größe von 12.000 bis 15.000 Quadratmetern. Sobald es uns gelungen ist, 50 Prozent der angedachten Fläche zu vermarkten, werden wir mit der Umsetzung dieser zukunftsweisenden Investition beginnen.
Wie kam es zur Kampagne #HafenFan mit Leichtathletik-Star Gesa Krause und vielen anderen Unterstützern?
Wir möchten auf eine andere Art und Weise Aufmerksamkeit erzeugen für eine Infrastruktur, die das wirtschaftliche Fundament unseres Wohlstands ist. Jeder #HafenFan stellt in der Kampagne seinen persönlichen Bezug zum Hafen Trier dar. Die Kampagne ist eingängig und verständlich, die Protagonisten wirken authentisch. Auf diese Weise können sich viele Menschen mit dem Hafen identifizieren.
Hafen Trier im Überblick
• Gesellschafter der Hafengesellschaft: Land Rheinland-Pfalz (83,92 Prozent) und Landkreis Trier-Saarburg (16,08 Prozent)
• Schiffsgüterumschlag (2024): 578.203 Tonnen
• Bahnumschlag (2024): 677.284 Tonnen
• Ansässige Firmen und Institutionen: > 40, mit 2500 Mitarbeitern
• www.hafen-trier.de