Warenaustausch zuletzt dynamischer – gegen jeden Trend
2024 lag der deutsch-afrikanische Güterhandel bei 58,4 Milliarden Euro – und machte damit lediglich zwei Prozent des gesamten deutschen Welthandels aus. Die Exporte waren gegenüber 2023 um 8,5 Prozent auf 26,3 Milliarden Euro zurückgegangen, die Importe um 2,1 Prozent auf 32,1 Milliarden Euro. Doch jüngste Trends weisen in eine andere Richtung: Von Januar bis Juli 2025 stiegen die Exporte von Deutschland nach Afrika um 7 Prozent, die Importe von dort um 3 Prozent. Während globale Handelsströme stagnieren, gewinnen die Geschäfte mit dem Kontinent an Dynamik.
Bei Herausforderungen unterstützen
Trotz der großen Chancen stehen deutsche Unternehmen beim Afrikageschäft teils vor schwierigen Herausforderungen: Politische Unsicherheiten, Defizite in Infrastruktur, Energie und Logistik sowie eingeschränkte Finanzierungsmöglichkeiten erschweren häufig den Marktzugang. Hinzu kommen bürokratische Hürden und der wachsende Wettbewerb mit Unternehmen aus China, Indien oder der Türkei, die oft schneller und risikofreudiger agieren. Um die Potenziale Afrikas zu nutzen, ist es daher entscheidend, langfristig zu planen und gleichzeitig vorhandene Unterstützungsangebote – etwa die Dienstleistungen der zehn deutschen Auslandshandelskammern (AHKs) auf dem Kontinent – einzubeziehen.
Diversifizierung als strategische Notwendigkeit
Unbestritten ist jedoch: Afrika eröffnet deutschen Unternehmen den Zugang zu dynamischen Märkten und kann – gerade angesichts geopolitischer Spannungen – helfen, einseitige Abhängigkeiten von China oder den USA zu reduzieren. Die Subsahara-Afrika Initiative der Deutschen Wirtschaft (SAFRI) fordert deshalb eine "Afrikawende": ein Umdenken in Politik und Wirtschaft, um die Geschäftschancen auf dem Kontinent konsequent zu nutzen.
Fünf Hebel
Wie kann diese Wende eingeleitet werden? SAFRI hat dazu fünf zentrale Handlungsfelder identifiziert:
- Lokale Wertschöpfung stärken – durch Industrie-Hubs, Technologietransfer und Ausbildung vor Ort stabile Lieferketten für deutsche Unternehmen aufbauen
- Verlässliche Rahmenbedingungen schaffen – die afrikanische Freihandelszone (AfCFTA) unterstützen, EU-Wirtschaftspartnerschaftsabkommen priorisieren, Investitionsschutz verbessern
- Rohstoffpartnerschaften ausbauen – und so gestalten, dass die lokale Verarbeitung profitiert, die Versorgungssicherheit steigt und die Resilienz gestärkt wird
- Innovation und Digitalisierung fördern – Investitionen in Netze und Rechenzentren erschließen eine Internetwirtschaft mit Milliardenpotenzial
- Finanzierung erleichtern– durch Garantien, Doppelbesteuerungsabkommen und maßgeschneiderte Instrumente für kleine und mittlere Unternehmen.
Konkretere Ausführungen folgen im Positionspapier "Afrikawende Jetzt". Die Veröffentlichung ist für Mitte Oktober vorgesehen.
Vom Appell zur Agenda
Afrika ist die weltweit am zweitschnellsten wachsende Wirtschaftsregion. Für deutsche Unternehmen ergeben sich dadurch vielfältige Chancen. Um diese nutzen zu können, gilt es jetzt, Förderstrukturen neu zu denken, die industrielle Zusammenarbeit zu stärken und mit politischem Willen aktiv voranzutreiben. Denn die Afrikawende entscheidet über eine zentrale Zukunftsfrage: Wie werden deutsche Unternehmen Teil der Wachstumschancen auf dem afrikanischen Kontinent?