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IHK Trier


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  • 01.05.2017

    Damit die gute Idee reifen kann

    Seit 15 Jahren stehen die Kammern Unternehmensgründern mit Rat und Tat zur Seite

  • Foto: Kevin Gläser
    Existenzgründung und Unternehmensförderung

    Kevin Gläser

    Tel.: 0651 9777-530
    Fax: 0651 9777-505
    glaeser@trier.ihk.de

    Foto: Raimund Fisch
    Existenzgründung und Unternehmensförderung

    Raimund Fisch

    Tel.: 0651 9777-520
    Fax: 0651 9777-505
    fisch@trier.ihk.de


Dieser Text ist vom 01.05.2017 und könnte inhaltlich veraltet sein.
Die zündende Idee allein macht noch längst kein brummendes Unternehmen. Sind Gründerinnen und Gründer auch bereit, Woche für Woche 60 oder mehr Stunden an Arbeitszeit zu investieren, damit diese Idee laufen lernt und sich irgendwann in barer Münze auszahlt? Können sie damit umgehen, dass am Monatsende nicht automatisch ein festes Gehalt auf das Firmenkonto fließt und es auch trotz engagierter getaner Arbeit finanzielle Durststrecken geben kann? Sind kaufmännische und betriebswirtschaftliche Kenntnisse vorhanden? Gibt es Mitbewerber? Was tun im Krankheitsfall? Wie vorbeugen, damit aus einem kleinen Unfall kein betrieblicher Beinbruch wird?

Genau diese Fragen werden in den rheinland-pfälzischen Starterzentren gestellt. Nicht etwa, um Existenzgründer abzuschrecken oder zu verprellen. Nein, im Gegenteil: um ihnen zu helfen, das geplante „Unternehmen“ Selbstständigkeit realistisch einzuschätzen – mit allen Risiken und Nebenwirkungen. In die Waagschale kommen Vor- und Nachteile. „Existenzgründer sollen so gut vorbereitet wie möglich die Bühne des Wirtschaftsgeschehens betreten“, sagt der Existenzgründungsberater der IHK Trier, Kevin Gläser. Der Referent im Geschäftsbereich Standortpolitik und Unternehmensförderung ist überzeugt, dass ein perfekter Start den Weg zum späteren Erfolg ebnet.

Dachmarke „Starterzentrum-RLP“

Es war der 6. Dezember 2002, als die vier Handwerkskammern und die vier Industrie- und Handelskammern in Rheinland-Pfalz sich in einer Initiative zusammenschlossen und vereinbarten, Menschen beim Schritt in die Selbstständigkeit mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und ihnen unter der Dachmarke „Starterzentrum-RLP“ ein einheitliches Gründungsangebot zu machen. Ob nun als Existenzgründer in der Industrie, im Handel, im Dienstleistungsgewerbe oder im Handwerk: Die Firmenchefs in spe erhalten in insgesamt 31 Starterzentren Hilfestellung. Angeboten werden Einzelgespräche mit Experten, Seminare, Vorträge zu Themen wie Steuern, Recht oder Finanzierung und nicht zuletzt Lesestoff in Form eines informativen Starter-Pakets.

„15 Jahre Starterzentrum: Während dieser Zeit haben allein wir mindestens 12 000 Gründerinnen und Gründer aus unterschiedlichen Branchen in individuellen Gesprächen betreut“, resümiert Raimund Fisch, Leiter Existenzgründung und Unternehmensförderung der IHK Trier. Die Bandbreite reiche von Tierbestattungen bis zur Vermietung gebrauchter Brautkleider. Fisch behält „seine“ Unternehmen selbstverständlich über die Starthilfe hinaus im Blick. Es sei motivierend zu sehen, wenn sich eine Firma aus bescheidenen Anfängen entwickle, sich erfolgreich am Markt positioniere und behaupte; wenn beispielsweise ein Unternehmen der Informationstechnologie mit der IHK-Prognose „Das wird was“ tatsächlich erfolgreich agiere und zum Arbeitgeber für 150 Beschäftigte werde.

Ein derartiger Erfolg basiere auf vielen Faktoren, auch äußeren. Die Experten von der IHK sind aber überzeugt: Sind die Voraussetzungen zur Betriebsgründung gut, lässt der Erfolg nicht lange auf sich warten. „Eine gute Recherche der Rahmenbedingungen ist unabdingbar“, sagt Kevin Gläser. Er empfehle allen, zunächst einmal einen Businessplan zu erstellen. Gemeinsam gelte es dann, Fragen zu beantworten wie: Wo steht jemand? Welche Ausbildung hat er? Ist die Finanzierung vernünftig? Gibt es eine Konzeption, einen Plan? Wie ist die persönliche Eignung? Ist der Standort geeignet? Gibt es auch einen Markt für das Produkt? Gläser: „Das alles klopfen wir ab. Aus Erfahrung kann man sagen: Eine vernünftige Vorbereitung ist der Garant für eine spätere erfolgreiche Unternehmensführung.“

„Das ist eine erfreuliche Entwicklung“
Kevin Gläser arbeitet derzeit an einem Gründer-Report, der Aufschluss gibt über die Entwicklung in Rheinland-Pfalz. Dabei hat er selbstverständlich auch die Zahlen, Daten und Fakten für den IHK-Bezirk im Blick. „Die Bilanz zeigt auf: Es gibt einen positiven Trend seit 2015“, sagt er. 2016 seien in der Region Trier 3943 Gewerbe angemeldet worden, 2015 waren es 3954. Die Zahl der Gewerbeabmeldungen sank in dem Zeitraum um zwei Prozent. Gläser: „Wir verzeichnen für 2016 einen positiven Gründungssaldo von 292. Das ist eine erfreuliche Entwicklung, da in den Jahren 2011 bis 2014 der Gründungssaldo jeweils negativ ausgefallen war.“

Nicht allein die Zahlen belegten ein gesundes Gründerklima, natürlich auch die Inhalte. Kevin Gläser nennt zum Beispiel die Geschäftsidee von Manus Leyendecker. Ihn lernte er bei einem „Start-up“-Wettbewerb kennen, bei dem die IHK als Mentor eingebunden war. „Er hatte bei uns einen Antrag auf ein Beratungsprogramm gestellt und hat Ende 2016 sein Unternehmen gegründet.“
Am Anfang stand die Idee: Nein, das trifft bei Manus Leyendecker aus Piesport den Nagel nicht exakt auf den Kopf. Es war eher ein immer wiederkehrendes Problem, das er unbedingt auf eigene Faust lösen wollte. „In einer Phase meines Lebens bin ich sehr oft umgezogen“, erzählt er. In jeder neu bezogenen Wohnung bot sich ihm das gleiche hässliche Bild: ein mit langen Haaren verstopfter Duschabfluss und eine mit Haken und Ösen versehene Konstruktion, die „nichts taugte“, das Saubermachen erschwerte, wenn nicht gar unmöglich machte.

Eine haarige Geschäftsidee: der „FreiLauf“
Leyendecker „graste“ zunächst den üblichen Handel nach besseren Duschabflüssen ab, doch Fehlanzeige. „Ich habe schnell recherchiert, dass es kein Produkt gibt, wie ich es mir vorstelle.“ So begann er, selber zu tüfteln und zu experimentieren – mit Erfolg. 2010 meldete er ein Patent an für seinen „Supertrick“ in Gestalt von „FreiLauf“, dem haarfreien Duschabfluss. Seine Konstruktion macht es möglich, dass Haare sich nur an einem einzigen Punkt festsetzen können. Tritt man während des Duschens auf den Abfluss, wird ein Mechanismus aktiviert, um die Haare komplett wegzuspülen. Selbstverständlich muss auch der „FreiLauf“ – wenn auch selten – irgendwann von Seifenresten und Schmutz befreit werden. Da er jedoch ohne Ecken, Winkel und enge Zwischenräume auskommt, sondern nur glatte Flächen und Rundungen hat, ist das ein Kinderspiel.

Leyendecker hat bisher schon Geld in den Bau von Prototypen gesteckt. Er zeigt ein Exemplar, das mit Hilfe eines 3D-Druckers entstanden ist. So kann er potenziellen Kunden sein Produkt zeigen; die guten Argumente liegen somit quasi in seiner Hand. In Sachen Produktion, Montage und Vertrieb hat die Manus Leyendecker GmbH & Co. KG in der Region bereits Partner gefunden, die bei der Umsetzung helfen. Nun heißt es: Klinken putzen und Kunden überzeugen. „Es gibt tatsächlich nicht viele Konkurrenzprodukte. Ich kann den FreiLauf also auf der ganzen Welt verkaufen“, ist Leyendecker optimistisch. Auch wenn er zunächst einmal für die Produktion viel Geld in die Hand nehmen muss, räumt er dem Projekt große Chancen auf Erfolg ein. „Es ist eine gute Idee. Vielleicht exotischer, als eine Dienstleistung anzubieten. Aber ich muss es einfach riskieren. Ich bin ja nicht blauäugig rangegangen, sondern habe sogar sehr konservativ gerechnet.“ In einem Business-Plan habe er aufzeigen können, dass er ein solides Produkt hat, und wenn er nur 6000 Stück pro Jahr verkauft, „dann geht die Rechnung schon auf“. Er habe in dem Plan sogar eher untertrieben.

Das Besondere: Der 39-Jährige besitzt technisches Verständnis, ist aber kein Ingenieur. Leyendecker hat Biologie und Politik auf Lehramt studiert, hat einen Master in Wirtschaftsrecht, hat in den Staaten Konfliktmanagement studiert und bietet Kommunikations- und Verhandlungstraining für Führungskräfte an. Nicht zuletzt hat er eine feste Lehrerstelle an einer kleinen Privatschule in Luxemburg. Sein eigenes Unternehmen ist langfristig aber auf Haupterwerb und auf Mitarbeiter angelegt. Dass er in der Entstehungsphase ein festes Einkommen hat, ist natürlich eine gute Basis. Das sieht auch Raimund Fisch so. Mehr noch: „Es ist sogar ein Musterweg, mit dem neuen Unternehmen im Nebenerwerb zu starten und ein sicheres Einkommen im Rücken zu haben.“

Auch den Weg, den Kai Hürtgen eingeschlagen hat, findet Fisch optimal. Bevor der nämlich sein „RadHaus“ in Thalfang eröffnete, hat er zwar ein IHK-Gründungsseminar besucht und so Grund-Informationen bekommen. Doch er ist nicht eingleisig gefahren, sondern hat zusätzlich einen Unternehmensberater hinzugezogen, um sein Vorhaben „auf professionelle Beine zu stellen“. Der IHK-Experte: „Rechtsanwalt, Steuerfachmann, Unternehmensberater: Professionelle Hilfe von außen ist immer gut.“
Jetzt heißt es:

Fahrt aufnehmen
Bei Hürtgen sind die Voraussetzungen komplett anders als etwa bei Manus Leyendecker, und doch gibt es berechtigte Erfolgsaussichten. Der 44-Jährige hat sich aus der Arbeitslosigkeit heraus entschieden, ein Unternehmen zu gründen. Der gelernte Maschinenbautechniker arbeitete als Projektleiter in der Automobilindustrie. Irgendwann sei er an einem Punkt angekommen, sich zu fragen: Versuche ich, im alten Trott weiterzugehen und eventuell immer pendeln zu müssen zu meinem Arbeitsplatz oder ist ein Neubeginn die bessere Option? Hürtgen entschied sich fürs Neuland quasi vor der eigenen Haustüre.

Sowohl handwerklich als auch durch die frühere Leitungsrolle hat er viele Kenntnisse und Erfahrungswerte im Gepäck, die ihm in seinem eigenen Unternehmen helfen werden. Und: Er macht sein Hobby zum Beruf, die Liebe zum Radfahren ist Teil seiner Antriebskraft. „Ich habe immer schon viele Touren mit dem Rad gemacht. Beim Erbeskopf-Marathon zum Beispiel bin ich als Organisator von der ersten Stunde an mit dabei“, erzählt er. Hürtgen ist also kein neues Gesicht in der Rad-Szene. Ein Pluspunkt.

Als passionierter Radfahrer wusste er zudem aus eigener Erfahrung, dass es in der Thalfanger Gegend viele Radsportinteressierte gibt. „Und als dann auch noch der schöne Laden hier in Thalfang frei wurde, waren die Würfel gefallen.“ Ganz klassisch verkauft er Räder und Zubehör wie Helme, Handschuhe, Werkzeug oder Bremsbeläge. „Das alles muss natürlich erst einmal vorfinanziert werden. Und es dauert, bis das erste Rad verkauft ist.“ Doch der Unternehmer hat ein zweites Standbein: die Arbeit in der eigenen Werkstatt. Service, Wartung, Inspektion, kleine Reparaturen. Nicht nur, wer sein Rad bei ihm kauft, findet künftig eine feste Adresse, wenn es bei der Radtour mal nicht rundläuft. Drittes Standbein: Kai Hürtgen verleiht E-Bikes. „Es ist ein wahrer Boom. Die Nachfrage ist enorm“, weiß er.

Am 1. März hat Kai Hürtgen die Pforten für sein „RadHaus“ geöffnet. Das angenehme Frühlingswetter spielt ihm in die Karten. Denn spätestens jetzt wollen alle Radfahrer einfach nur raus in die Natur. „In der Werkstatt habe ich bereits unheimlich viel zu tun“, sagt der Einzelkämpfer. Auch ihn wird es künftig häufiger einmal nach draußen ziehen: „Ich werde mein Unternehmen bei Gewerbeschauen präsentieren. Der Markt in unserer Gegend ist nicht gesättigt, da kann ich noch einiges bewegen.“

Holländische Gelassenheit und eine Philosophie
Businesspläne schreiben, Finanzierung planen, Unternehmenskonzepte entwickeln: Da brauchte Marco Zandbergen nun wirklich keine Nachhilfe, als er 2004 plante, in Nittel ein Hotel und Restaurant ganz nach seinem Geschmack zu betreiben. Während seiner beruflichen Wander- und Lehrjahre durch die ganze Welt hatte sich sein „Rucksack an unternehmerischem Wissen“ prall gefüllt. Und doch führte den Holländer sein Weg zunächst zur IHK. „Dort hat man mich bestätigt in meinen Gedanken. Das war wichtig“, erzählt Zandbergen. Die guten Kontakte, die die Kammer habe, konnte er nutzen. Kontakte zu Banken, Wissenswertes zu lokalen Gesetzen und Anordnungen, zu erfüllende Bedingungen: All das habe ihm geholfen und manchmal auch „den Weg freigemacht“. Heute ist er Inhaber des „Nitteler Hofs“ in Nittel mit den „Bausteinen“ Hotel, Wellness und Gastronomie und hat zudem das Unternehmen „Nitteler Hof Event & Traiteur S.À.R.L“ gegründet. Heißt: Ob nun zur Hochzeitsfeier oder zur Firmenparty das Besondere gesucht wird, Zandbergen und sein Team organisieren es – von der Location übers Schlemmen bis hin zum Atmosphärischen sollen keine Wünsche offen bleiben.

Was so stimmig wirkt, war für Marco Zandbergen dennoch ein gewaltiger Schritt. Schließlich war er auf der Karriereleiter schon steil nach oben geklettert. Hotelfachschule, Bachelor im Hotelmanagement, Stationen in den Staaten, in Holland, in England, in Belgien, Erfahrung als stellvertretender Generaldirektor eines Hotels, schließlich Generaldirektor eines 600-Zimmer-Hauses. Alles stimmte, nicht zuletzt das Gehalt. Aber: „Es hat mir keinen Spaß mehr gemacht. In dem börsennotierten Unternehmen ging es nur noch um Gewinn, nicht um glückliche Gäste. Und es gab Personal-Entlassungen. Da prallten zwei Philosophien aufeinander.“ In guter Erinnerung hatte Zandbergen die Zeit, als er Grenzgänger war, in Nittel lebte und in Luxemburg in einem Fünf-Sterne-Haus arbeitete. Er wusste: Die Lage, die Gegend – dort kann man etwas bewegen.

Nach einem Hausverkauf in England hatte er zudem Startkapital, kaufte, renovierte und sanierte den „Nitteler Hof“. Und hat es bis heute nicht bereut. Zandbergen beweist, dass Wachstum und Wohl von Gästen und Team einander nicht widersprechen müssen. „Wir sind tatsächlich stark gewachsen. Unser Fokus liegt auf Service, Kreativität und Qualität.“ „Als Gast begrüßt – als Freund verabschiedet“ ist für den „Holländer vom Nitteler Hof“, wie er überall genannt wird, mehr als nur eine Floskel. Neben dem lokalen Kundenstamm gibt es viele Urlaubsgäste aus Benelux, die den „Nitteler Hof“ schätzen. Das Hotel mit seinen 64 Betten ist als „Drei-Sterne-Superior“ klassifiziert, dazu gibt es eine gute Gastronomie mit offener Küche und Holzofengrill und einen einzigartigen Wellness-Bereich im Gewölbekeller. „Ja, man muss einfach am Ball bleiben, ständig renovieren, investieren, ständig Gas geben.“ Die „holländische Gelassenheit“ helfe ihm dabei, erfolgreich zu sein, sagt Marco Zandbergen und lacht. Und: „Bitte schreiben Sie das unbedingt: Ohne unser Team mit seiner Zuverlässigkeit, Kreativität und Einsatzfreude bin ich nichts.“

Raimund Fisch: „Ja, wir von der IHK freuen uns über solche Beispiele. Wir haben ein großes Interesse, dass gute Ideen am Markt langfristig existieren können.“ In den 15 Jahren Starterzentrum habe er die verschiedensten Unternehmen von der Pike auf begleitet. Rückblickend könne man sagen: „Das Spektrum an Firmen hat sich erweitert, ist vielseitiger geworden.“ Und: „Die Region Trier ist für Unternehmensgründer ein interessantes Umfeld.“

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